imout! https://imout.ch/ Around the world on a bicycle Thu, 18 Feb 2021 20:19:14 +0000 de-CH hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.1.5 https://imout.ch/wp-content/uploads/2016/02/cropped-logo-32x32.png imout! https://imout.ch/ 32 32 Livestream mit Veloplus https://imout.ch/2020/11/18/livestream-mit-veloplus/ https://imout.ch/2020/11/18/livestream-mit-veloplus/#respond Wed, 18 Nov 2020 09:43:55 +0000 https://imout.ch/?p=14039 Diesen Freitagabend werde ich im Livestream zusammen mit Veloplus ein paar Reisestories auspacken. Freut euch auf Bilder und Videos der 3.5-jährigen Radreise und vielen Geschichten – […]

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Diesen Freitagabend werde ich im Livestream zusammen mit Veloplus ein paar Reisestories auspacken. Freut euch auf Bilder und Videos der 3.5-jährigen Radreise und vielen Geschichten – alles Live, bequem und direkt auf eurem Computer oder TV mitzuverfolgen. Ich freue mich auf möglichst viele Zuschauer!

Gestreamt wird über YouTube, Instagram sowie der Website von Veloplus. Fragen können direkt über die Website von Veloplus gestellt werden: https://www.veloplus.ch/erlebnis/veranstaltungen/livestream#home-main-livestream

Livestream:

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Die letzte Geschichte für immer – Teil 2 https://imout.ch/2020/06/17/die-letzte-geschichte-fuer-immer-teil-2/ https://imout.ch/2020/06/17/die-letzte-geschichte-fuer-immer-teil-2/#respond Wed, 17 Jun 2020 21:58:26 +0000 https://imout.ch/?p=14004 Noch 53 Tage… Dass der Winter kommt wusste ich ja eigentlich. Dass dieser aber so grossen Schritte dabei nimmt, hätte ich nicht für möglich gehalten. Es […]

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Noch 53 Tage…

Dass der Winter kommt wusste ich ja eigentlich. Dass dieser aber so grossen Schritte dabei nimmt, hätte ich nicht für möglich gehalten. Es war kurz nach 16:00 Uhr, als die Schatten von den hohen Bäumen die Wasseroberfläche von dem See verdunkelten und die Temperaturanzeige auf dem Lenker von Chocolate auf unter 3 Grad rutschte. Den ganzen Tag über spürte ich die Kälte an den Fingern und Ohren, dieser unangenehme stechende Schmerz welcher sich wie tausende von Nadelstiche anfühlt, das Radfahren machte diesen aber noch einigermassen erträglich. Jetzt jedoch überfiel mich die Kälte regelrecht und zitternd sass ich auf der weissen kleinen Bank am Ufer grünschimmernden See. Um mich herum standen kleine Holzhäuschen welche in der Badesaison als Verkaufsstände dienten, jetzt jedoch waren die Fenster mit Bretter, von welchen die hellblaue Farbe abblätterte, vernagelt. Das Wasser auf dem See kräuselte sich leicht und kurz darauf zog ein kalter Herbstwind über mich hinweg welcher kalt durch den Stoff hindurchblies.
In meinen Packtaschen war eine Campingausrüstung für bis zu -15 Grad und in den letzten Tagen in Patagonien war ich auch bei bis zu -11 Grad unterwegs. Dass es funktioniert wusste ich, jedoch war die Aussicht auf eine kalte Nacht im Zelt überhaupt nicht verlockend. Im Gebüsch neben mir raschelte es und eine Person erschien aus dem dichten Grün, lief über die Wiese vor mir und nickte zur Begrüssung kurz zu. In Europa einen Ort zu finden an dem es keine Menschen hat oder zumindest keine Häuser, ist teilweise fast so schwierig wie es z.B. in Indien war und die Möglichkeit nach Anbruch der Dunkelheit wieder weggejagt zu werden, trug auch nicht zur Motivation bei. Noch ein, zwei mal drehte ich die Möglichkeiten in meinem Kopf hin und her, checkte die Karte auf dem Handy und packte danach die verbliebenen Riegel zurück in die Packtaschen. Noch 35 Kilometer bis zur nächstgrösseren Ortschaft, noch 35 Kilometer bis zur Wärme einer Herberge. Eine prächtige Altstadt und bunte Häuser empfingen mich, als ich im letzten verbliebenen Tageslicht nach über 110 Kilometer endlich Zamość erreichte.

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«Passport please»
Ich brauchte meinen Pass schon so lange nicht mehr, dass ich ihn zuerst in den Tiefen der Packtaschen gar nicht fand. Endlich spürte ich die mit Kreuzen geprägte dicke Hülle des Passes und übergab diesen der uniformierten Frau neben mir. Sofort verschwand sie mit diesem in einem kleinen Häusschen welches zwischen den dutzenden Fahrspuren standen auf welchen sich Autos, Lastwagen und Busse reihten. Ich hasse es meinen Pass aus der Hand zu geben, auch wenn es sich dabei um Beamte, Polizei oder sonstige Offizielle handelt. Zu wichtig ist dieses Dokument, zu viele Probleme und Umstände gibt es wenn dieser verloren geht oder gestohlen wird.
«Thank you sir, have a good journey» sagte die Grenzbeamtin auf Englisch mit starkem osteuropäischen Akzent. Ihre sanften Gesichtszüge und das gepflegte blonde Haar passten absolut nicht zu der bulligen Uniform und dem grossen Gewehr, wirkten eher so als hätte man ein Topmodel in den Krieg geschickt. Ich stellte mir vor wie sie sich wohl kleidet, wenn sie nicht gerade an der Polnisch/Ukrainischen Grenze arbeiten muss, wobei mein Blick wohl eine Sekunde oder zwei zu lange an ihr hängen blieb. Ihr freundliches Gesicht verfinsterte sich, so als hätte sie meine Gedanken lesen können, so als hätte ich ihre Macht in Frage gestellt.
«Ehm…» ich musste etwas sagen. Jetzt einfach umdrehen und weglaufen wäre nach dem langen Blick von mir zu feige.
«… is there an ATM in the next Town?»
«at the center on the left»
Noch bevor ich mich bedanken konnte, drehte sie schnell ihren Kopf und wand sich dem nächsten Reisenden zu. Ich lief zurück zu Chocolate und fuhr los, bevor es sich die Ukrainische Staatsgewalt doch noch anders überlegen konnte.
Auf der anderen Strassenseite reihten sich Lastwagen welche nach Polen reisten über mehrere 100 Meter und von weitem sah ich bereits das Grau der nächsten Ortschaft, Rawa-Ruska. Die Ukraine stand eigentlich nie wirklich auf meinem Reiseplan sondern rutschte eher irgendwie dazwischen nachdem das Visum für Weissrussland nicht geklappt hat. Doch ich liebte das Land bereits schon nach den ersten Kilometern. Ein geschäftiges Treiben empfing mich als ich die kleine Stadt erreichte, Menschen sprachen vor den Supermärkten miteinander und belebten die Innenstadt. Kyrillische Schriftzüge prägten das Stadtbild und auf einmal fühlte ich mich zum ersten Mal seit der Rückkehr aus Südamerika zurück in der Fremde. Denn fremde Sprachen um sich zu hören kann nach einer Weile ganz normal werden und das Gefühl irgendwo weit weg zu sein, verschwindet dadurch ganz langsam. Aber wenn sämtliche Strassenschilder und Beschriftungen auf einmal in einer nicht lesbaren Schrift angeschrieben sind, dann fühlt sich das Zuhause noch viel weiter weg an. So wie damals in Südostasien zum Beispiel, mit den schön geschwungenen thailändischen Schriftzügen oder der myanmarischen Schrift, welche eher so aussah wie die Wingdings Schrift von Microsoft als wie eine wirklich existierende Sprache. Fremde Sprachen zu hören ist der Anfang einer fernen Reise, aber fremde Sprachen zu «sehen» macht die Exotik der Reise erst real.
An einem bunten Geldautomat bezog ich ein paar wenige Geldscheine und fand somit raus, dass die Währung der Ukraine der Hrywnja ist. Ja, meine Vorbereitung für das Land war mal wieder ziemlich lausig und abgesehen davon was gerade zwischen den USA und der Ukraine abging, war für mich das Land so ziemlich unbekannt in welchem ich mich gerade bewegte. Ich kaufte ein paar Lebensmittel im Supermarkt ein, lief an einem riesigen Regal mit unzähligen Wodka Marken vorbei und fuhr anschliessend wieder aus der Stadt hinaus. Die Strasse führte schnurgerade über eine grosse Ebene auf welcher sich links und rechts vertrocknete Felder in die Ferne erstreckten. Eine mit Unkraut überwucherte Bahnlinie zog sich neben mir entlang der Strasse und sie machte wenig den Eindruck, dass hier auch noch tatsächlich Züge fuhren. Der Grenzübertritt hatte länger gedauert als wie geplant und ich spürte wie die Tage kürzer wurden. Bereits neigte sich die Sonne wieder knapp über den Horizont und bis zu den letzten Sonnenstrahlen blieben mir nur noch wenige Minuten. Eine kleine Feldstrasse bog von der Hauptstrasse ab und führte an einem Dorf mit halbzerfallenen Häusern vorbei und von dort weiter ins dichte Grün. Durch das jahrelange Wildcampieren konnte ich mir ein gutes Gefühl für mögliche Schlafplätze aneignen und dieses Gefühl schrie nun gerade danach links abzubiegen. Die Steine unter den Reifen knirschten als ich die asphaltierte Hauptstrasse verliess und Chocolate rumpelte laut über die im Boden versenkten Bahnschwellen. Ich liess das Dorf hinter mir, hoffte dass mich keiner der Bewohner sah und steuerte direkt in das dichte Grün hinein. Die Strasse wurde zu einem Trampelpfad und verschwand dann schliesslich vollständig. Nur eine kleine Lücke in dem Gebüsch deutete den weiteren Weg an und ich folgte diesem zu Fuss weiter. Nach mehreren Metern öffnete sich das Gebüsch und machte einer kleinen Lichtung Platz auf welcher es nicht nur genügend Platz zum Campieren gab, sondern sogar noch einen Tisch und ein paar Stühle. Leere Wodka-Flaschen lagen auf dem Boden rum und glitzerten in den letzten Sonnenstrahlen. Perfekt, mein Bauchgefühl hatte mich wieder einmal an die richtige Stelle geführt. Schnell baute ich das Zelt auf, begann zu kochen und legte mich müde aber zufrieden in meine kleine «1-Zimmerwohnung». Ich war wieder einmal in einem neuen Land und spürte endlich wieder so etwas wie Ferne und Abenteuer. Das letzte Mal, bevor es zurück geht an den Startpunkt der Reise auf welcher ich schon seit fast 3.5 Jahren und über 55’000km war.

Ein Rumpeln weckte mich auf. Um mich herum war es noch stockdunkle Nacht und ich spürte wie der Boden leicht zitterte. Ganz nah war das Geräusch eines grossen Dieselmotors zu hören und das Krächzen von Metall auf Metall. Auf den überwucherten Bahnlinien fuhren also doch noch Züge! Die Erkenntnis über die nächtliche Ruhestörung liess die Aufregung wieder verpuffen und so drehte ich mich nochmals, um ein paar Stunden Schlaf vor dem Sonnenaufgang zu bekommen.
Am nächsten Tag fuhr ich weiter über die flache Ebene, welche nur selten von kleinen Hügelketten unterbrochen wurde. Die Felder lagen wie ein Flickenteppich in verschiedenen Braun-Tönen in der Landschaft und veränderten ihre Farbe mit dem sich fortschreitenden Tag. Erste Plattenbauten kündigten die Grossstadt Lwiw an, welche mit 730’000 Einwohnern die siebtgrösste Stadt der Ukraine ist. Die sowjetische Architektur mit ihren eckigen Betonbauten umgaben mich bereits nach kurzem vollständig als ich auf einer breiten Strasse immer weiter in das Zentrum der Stadt fuhr. So viele Plattenbauten auf einer so kleinen Fläche zu sehen fühlte sich noch sehr ungewöhnlich an nach all den Monaten in Skandinavien und Westeuropa – ganz zu schweigen von den Jahren in den Amerikas und in Asien. Aber sobald ich die Innenstadt erreichte, änderte sich das Stadtbild auch wieder grundsätzlich. Nun war ich umgeben von schönen alten Häusern aus Stein und Holz, welche in verschiedenen gelb- und orangetönen in den wolkenverhangenen Himmel ragten. Dazwischen waren prächtige Kirchen mit majestätischen Kuppeldächer und hohen aufwändig verzierten Kirchtürmen zu sehen. Das Hostel, in welchem ich schlussendlich ein Bett fand, hatte zwar einen bequemen Schlafsaal mit Vorhängen um die Betten (oooh was für ein Luxus!) aber allerdings keinen Platz für Chocolate. Mit einem unguten Gefühl schloss ich sie vor dem Hostel an die Strassenlaterne und hoffte, dass sie auch am nächsten Morgen noch dort stehen würde.

Noch 49 Tage…

Lwiw zog mich mit ihrer schönen Altstadt sowie der bewegten Geschichte sofort in ihren Bann. Die schmalen Gassen wurden mit dem Rumpeln von Reifen auf den Pflastersteinen und dem Ächzen der alten Strassenbahnen erfüllt. In hell erleuchtenden Schaufenster wurden moderne Elektronikartikel und andere Gegenstände angeboten, während die Fassaden drumherum uralt waren und der Putz abblätterte. Und auf jedem noch freien Quadratmeter standen Stühle und Tische von den Cafés, gefüllt mit Touristen und Einheimischen. Aber das Beste war wahrscheinlich, dass es hier überall gute Bars mit einer Riesenauswahl an Biersorten:

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Ein blauer Himmel am nächsten Morgen trieb mich bereits wieder früh zurück auf die Strasse. Noch bevor die Rush-Hour einsetzte, versuchte ich die Stadt zu verlassen und erreichte relativ schnell ihren südlichen Rand. Die alten Häuser der Altstadt verschwanden schnell hinter mir und machten wieder den Plattenbauten Platz, welche die Stadt wie einen Gürtel umgaben. Endlich erblickte ich die ersten grünen Flächen und folgte einem kleinen Fluss in südliche Richtung. Die Autobahn schluckte den Grossteil des Verkehrs und so fuhr ich auf einer fast verkehrsfreien Strasse durch die braun-grünen Felder auf welchen einzelne Traktoren die Felder bestellten. Die Luft war klar und kühl und in der Ferne sah ich bereits kurz vor Mittag die ersten Berge der Karpaten. Nach den endlosen Ebenen in Polen, im Baltikum und Finnland sehnte ich mich regelrecht nach etwas Abwechslung. Ich wollte wieder lange Uphills, Strassen, welche sich wie ein silbernes Band die Bergen hinaufschlängeln und Aussichten in weite Täler unter mir. Doch bis zu den ersten Bergen fehlte noch eine halbe Tagesdistanz welche mich durch eine langweilige Umgebung führte. Zahlreiche kleine Dörfer lagen verstreut zwischen den Feldern und es schien, als würde die Strasse mit vielen Umwegen durch alle Dörfer führen zu wollen. Nur langsam kamen die Karpaten näher obwohl die Kilometerzahl auf dem Tacho bereits schon wieder auf über 100 anstieg. Als ich endlich am Abend mein Zelt an einer Raststätte mit vielen Tischen und Bänken inmitten eines kleinen Waldstückes aufschlug, leuchteten die Bergspitzen orange in den letzten Sonnenstrahlen und waren nur noch wenige Kilometer entfernt. Die Vorfreude auf den nächsten Tag stieg.

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Ein herbstliches Bild erstreckte sich am nächsten Morgen vor mir. Im Nebel unter mir schaute nur der Kirchturm der letzten Stadt heraus während die Bergen dahinter sich in einen wolkenlosen Himmel auftürmten. Noch einmal spürte ich die kühlen Wassertröpfchen auf meiner Haut als ich die Strasse hinunter fuhr und vom Nebel umhüllt wurde. Die grauen Plattenbauten verschwanden in dem grauen Nebel fast gänzlich während dunkelgraue Gestalten die Plätze darunter bevölkerten. Nachdem die Strasse den Fluss überquerte, stieg sie wieder leicht an und schon bald lichtete sich der Nebel mit jedem Höhenmeter weiter. Die Sonne kämpfte gegen die grauen Wolkenmassen an und gewann zwei Kurven später den Kampf endgültig. In einem dichten Nadelwald hingen die restlichen Wolkenfetzen wie verlorene Wattebäuschen und verliehen dem Wald eine mystische Stimmung. Die Strasse stieg nun steiler aber dafür kontinuierlich an. Schnell landete der Pullover auf dem Gepäckträger und erste Schweisstropfen landeten auf dem Oberrohr von Chocolate. In dem Tal unter mir hörte ich die Motoren und den Lärm der Stadt welcher mit jedem Kilometer leiser wurde. Schneller als wie gedacht erreichte ich die Passhöhe. Vor mir lag ein Tal welches sich an seinem südlichen Ende in zwei schmale Täler teilte, wobei das rechte nach Westen wegführte, während das linke weiter dem Fluss nach Süden folgte. Um zurück zu der Hauptstrasse zu gelangen, folgte ich dem linken Tal und überquerte dabei den Fluss über eine alte halbzerfallene Brücke. Der Asphalt hatte sich schon lange verabschiedet und einem groben Kies Platz gemacht, als die Strasse wieder anstieg um den zweiten Bergpass zu erreichen und der bisher breite Fluss wurde immer schmaler und rauschte weissschäumend durch den Talboden neben mir. Nur wenige Häuser säumten die Strasse und Menschen waren schon lange nicht mehr sichtbar. Die Umgebung fühlte sich so ein bisschen an wie damals auf einem der Inka-Trails in Peru, nur, dass ich hier nicht auf über 4000 Meter war, sondern gerade einmal auf etwas mehr als wie 600.
Die Strasse flachte wieder etwas ab, drehte nach Westen und führte mich durch ein weiteres Tal zurück auf die Hauptstrasse. Smooth rollte Chocolate über den Asphalt und nur der Staub auf dem Rahmen zeugte noch von der kilometerlangen steinigen und verstaubten Strecke durch das enge Tal. In der letzten Ortschaft vor dem nächsten Bergpass kaufte ich noch Lebensmittel für später ein und begann anschliessend mit dem Aufstieg. Die Sonne stand schon sehr tief, als die Strasse wieder flacher wurde und eigentlich hätte ich mir schon lange einen Schlafplatz suchen sollen. Im Tal unter mir gab es zahlreiche Möglichkeiten, doch auf dem Bergkamm waren die Plätze rar. So fuhr ich immer weiter entlang der Strasse, welche sich wie eine Achterbahn über die Berge legte. Nach einem kurzen Aufstieg folgte gleich kurz darauf ein kurzer Downhill, nur um danach gleich wieder in den nächsten Aufstieg zu führen. Diese Rolling Hills waren für mich immer das Schlimmste zu fahren, besonders nach einem sowieso schon anstrengenden Tag mit vielen Höhenmeter. Zusammen mit Tim, einem Radreisenden aus England, folgte ich in der Türkei mal einer Schnellstrasse nach Istanbul, welche ebenfalls ständig hoch und runter ging, aber von den Einheimischen als «Flach» bezeichnet wurde. So kam es, dass die Rolling Hills zu den «Turkish Flat» wurden. Und die Turkish Flats waren an dem späten Abend in der Ukraine wieder allgegenwärtig. Nur mühsam fuhr ich durch die hügelige Gegend und erreichte in absoluter Dunkelheit endlich den höchsten Punkt.
Helles Scheinwerferlicht leuchtete die Strasse vor mir aus und Umrisse von Personen waren darin erkennbar. Hochgestapelte Sandsäcke säumten die Strasse und ein Schlagbaum hinderte mich an der Weiterfahrt. Aus dem Schatten neben der Strasse trat eine dunkle Gestalt mit Maschinengewehr auf mich zu. Sein Blick war freundlich und strahlte eine gewisse Ruhe aus, während sein Gewehr eher furchteinflössend das Licht des Scheinwerfers reflektierte. Die polnische Grenze befand sich nur knappe 200 Meter neben der Strasse und so machte die Kontrolle an dieser Stelle durchaus Sinn.
«Passport please»
oooh nicht schon wieder, dachte ich mir und händigte ihm meinen Pass aus welcher tief in den Packtaschen verborgen lag. Weitere Autos hielten vor dem Schlagbaum an und eine kleine Schlange bildete sich hinter mir. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaltete der Grenzbeamte seine Taschenlampe aus mit welcher er meinen Pass kontrolliert hatte und öffnete den Schlagbaum. Direkt dahinter war ein grosser Parkplatz mit einer Wiese zu erkennen. Die Raststätte welche auf meiner Karte eingezeichnet war und welche ich eigentlich als Schlafplatz eingeplant hatte.
«Sorry Sir» versuchte ich die Aufmerksamkeit des Grenzbeamten wieder auf mich zu lenken «Is it possible to camp there? I’m super tired…». Mit einem fragenden Gesichtsausdruck starrte er mich an und machte einen Schritt in meine Richtung.
«Sleep» fügte ich hinzu, hielt den Kopf schief und hielt meine Hände als Kopfkissen darunter – das internationale Zeichen für «Schlafen» sozusagen. Nun hellte sich seine Miene etwas auf.
«Okay, okay» antwortete er und hielt beide Daumen nach oben.
Ich schob Chocolate über einen kleinen Trampelpfad in die Wiese, lies sie dort stehen und suchte im Schein der Stirnlampe eine geeignete Stelle. Knappe 100 Meter von der Kontrollstelle entfernt schlug ich das Zelt an dem Waldrand auf, direkt neben einem überdachten Picknickplatz. Gerade wollte ich mit dem Kochen beginnen, als ich schwere Fusstritte in der Dunkelheit vernahm, welche mit schnellem Tempo auf mich zu kamen. Gespannt lauschte ich in die Nacht, bereit die Flucht zu ergreifen falls es nötig wäre. Im fahlen Mondlicht sah ich das Maschinengewehr noch bevor ich die grosse Gestalt dahinter erkennen konnte. Sein Gesicht schaute mich grimmig an als er auf das Zelt zeigte und laut auf Ukrainisch zu reden begann. Ich verstand kein Wort und befürchtete schon, dass ich trotzdem nochmals umziehen muss, obwohl ich eigentlich keinen Kilometer mehr fahren könnte. Die vielen Auszeichnungen an seiner Uniform schrien Macht und Autorität aus. Es musste sich dabei bestimmt um den Vorgesetzten von dem Beamten handeln, welcher mich soeben kontrollierte. Mit seiner Taschenlampe leuchtete der in die Ecke neben dem Zelt worauf am Boden etwas kleines langes das Licht reflektierte. Langsam hob er dieses auf, wobei ich erkannte, dass es sich um ein Kabel handelte welches quer durch den Wald führte. Nur von kleinen Metallstäben gehalten, löste es in dem Kontrollposten sofort einen Alarm aus, sobald man es nur leicht berührt. Als ich das Zelt aufbaute, tat ich dies im Dunkeln und habe anscheinend das Kabel nicht nur berührt, sondern ganz aus seiner Halterung gezogen. Mit geschickten Handgriffen brachte er das Kabel wieder in seine Halterung und schnell versetzte ich die Position des Zeltes. Nur ein kurzes Nicken und dann verschwand er wieder in der Dunkelheit.

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Noch 45 Tage…

Nach einem langen Downhill über eine Strasse welche praktisch aus Schlaglöcher bestand, erreichte ich den Talboden welchem ich bis zur slowakischen Grenze folgen konnte. Die Einreise bestand aus einer langen Wartereit, war an sich aber relativ unkompliziert. In der Slowakei war ich schon einmal (siehe hier). Ganz am Anfang dieser Reise vor knapp 3.5 Jahren überquerte ich die Südwestliche Grenze des Landes, mit einem damals noch komplett braunen Fahrrad welches brandneu in der Sonne glänzte und mit dunkelblauen von der Sonne nicht verblichenen Packtaschen. Nun, als ich an dem Tag zurück in die Slowakei kam, sah das ganze Bild etwas anders aus. Vieles hatte sich geändert in den vergangenen Jahren. Nicht nur Chocolate war kaum mehr wieder zu erkennen, auch ich hatte mich in vielen Bereichen verändert. Den Kopf voller Eindrücken von exotischen Plätzen, die Muskeln stark von über 5000 Meter hohen Bergpässen und mit Narben welche Geschichten von weniger guten Zeiten erzählen.
Bereits damals durfte ich eine grosse Gastfreundschaft in der Bevölkerung erfahren und auch dieses Mal war es nicht anders. Am frühen Morgen fuhr ich am nächsten Tag über eine noch komplett leere Hauptstrasse, nachdem ich die Nacht am Ufer eines kleinen Flusses inmitten von Weizenfelder verbrachte. Kettenrasseln hinter mir kündigte einen weiteren Radfahrer an und im Rückspiegel sah ich, wie sich ein Rennvelofahrer näherte.
«Dobré ráno. Kam ideš?»
«Ehm sorry, what? Only English»
«Come! Come!»
Wir erreichten eine grössere Stadt und ich folgte meinem neuen Begleiter in das Stadtzentrum zu seiner Lieblingsbar. Es war noch früher Sonntagmorgen und entsprechend leer war der grosse Platz direkt vor der Bar. Mit Händen und Füssen versuchten wir so etwas ähnliches wie eine Konversation zu führen, als ein weiterer Mann neben uns stand. Es folgte eine kurze Unterhaltung der beiden auf slowakisch, von welcher ich nur «Dobre» verstand und dann verschwand der zweite Mann wieder, nur um kurz darauf mit einer grossen Einkaufstasche mit Lebensmittel zurückzukehren.
«For you! Energy!!» sagte er und überreichte mir die Tasche in welcher genügend Essen für die nächsten drei Tage war. Wie gesagt, die Gastfreundschaft in der Slowakei ist sehr sehr gross…

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Ich erreichte am späteren Nachmittag die Stadt Presov, in welcher ich bereits von einem ehemaligen Arbeitskollegen erwartet wurde. Wie es der Zufall wollte, besuchte er seine Eltern in genau der Zeit in welcher ich durch die Slowakei fuhr und so blieb ich zwei Nächte in Presov um mit Fero und seiner Familie seine Heimatstadt zu erkunden.

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Noch 38 Tage…

Müsste ich den Herbst zeichnen, ich würde ihn genau so zeichnen wie die Umgebung, welche mich ein paar Tage später umgab. Die sanften Hügel lagen hinter mir und machten den Bergen der Hohen Tatra Platz. Ein Blätterwald welcher durch seine satten Rot- und Gelbtönen nicht herbstlicher hätte sein können, umgab die Strasse auf welcher ich fuhr und verlierte sich weit oben in den grauen Wolken. Der Aufstieg bis hierhin war anstrengend, hatte sich aber bei dem Ausblick auf jeden Fall gelohnt.

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Die Strasse schlängelte sich dem Berg entlang weiter nach Westen und verlor dabei nur wenig an Höhe. Es folgte ein «Turkish Flat» bis sie schliesslich nach vielen weiteren kleinen Anstiegen endlich zurück ins Tal führte. Ein stahlblauer Bergbach rauschte neben mir in die Tiefe und zwischen den Gebüschen und Bäumen erspähte ich zahlreiche gute Campingmöglichkeiten. Nur waren die Packtaschen praktisch leer, um unnötiges Gewicht beim Aufstieg einsparen zu können. Dies wurde mir nun zum Verhängnis und so fuhr ich weiter bis zur nächsten Stadt. Die Wolkenberge über mir türmten sich immer höher auf und schon bald zuckten erste Blitze aus dem dunkelgrauen Himmel.

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Als ich am nächsten Tag aufwachte, blickte ich direkt in zwei Hundeaugen welche neugierig das Innere von dem Zelt erkundeten. Direkt am Stadtrand am Ufer eines Flusses zu campieren war vielleicht nicht gerade die beste Idee, aber als ich am Vortag hier ankam, waren aufgrund des Unwetters keine Fussgänger mehr unterwegs und so merkte ich gar nicht wie belebt dieser Ort eigentlich war. Schnell rettete ich mein Frühstück vor dem Hund und begann zu packen, bevor noch mehr Hunde mir das Essen streitig machen wollten.
Ein dichter Morgennebel überzog die Landschaft mit Tautropfen und schränkte die Sicht auf nur wenige Meter ein. Als ich zurück auf die Hauptstrasse einbog, hörte ich den Verkehr lange bevor ich ihn überhaupt sehen konnte. Aus der milchigen Masse leuchteten die Scheinwerfer des Gegenverkehrs und liessen die Fahrzeuge so nur erahnen. Endlich setzte sich die Sonne durch und löste den Nebel stellenweise etwas auf. Obwohl es bereits Oktober war, hatte die Sonnen noch eine hohe Kraft und schien warm auf meine Haut. Ich verliess die Hauptstrasse und bog auf eine kleine Seitenstrasse ein, welche sich rund um den Liptovská Stausee zog. Als die Strasse etwas anstieg, lag der Morgennebel unter mir und die Hohe Tatra ragte dahinter majestätisch in den blauen Himmel.

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Nach einer Kurve führte die Strasse nach Süden durch ein langes Tal wobei die Strasse stetig weiter leicht anstieg und auf der Passhöhe befand sich ein kleines Skigebiet. Sessellifte führten direkt über die Strasse und Hotels und Restaurants standen verstreut in den Berghängen. Was hier im Winter los sein wird, konnte ich nur so ungefähr erahnen. Über einen steilen Downhill kam ich ins nächste Tal, nur um kurz darauf wieder über einen weiteren Berg zu fahren, nach welchem ich einen Blick auf eine weite flache Ebene hatte. Es war die letzte Erhebung und ab jetzt führte die Strasse mehr oder weniger schnurgerade bis nach Bratislava, der Hauptstadt von der Slowakei.

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Grün zog die Donau ein paar dutzend Meter unter der Brücke hindurch und weiter nach Ungarn. Ich fuhr auf dem Radweg, auf welchem ich bereits schon einmal vor knapp 3.5 Jahren unterwegs war. Das Gefühl den Kreis, die Umradelung der Welt, tatsächlich geschafft zu haben war überwältigend und verursachte Hühnerhaut. Die Burg von Bratislava thronte im Sonnenlicht auf dem Hügel über der Stadt.

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Direkt nach der Brücke bog ich auf den internationalen Radweg, den Eurovelo 6, welcher vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer führt und über welchen ich damals Europa verliess um nach Asien zu fahren. Der Asphalt war so smooth und die Reifen rollten so leicht, dass sämtliche Anstrengungen verflogen. Meine Kopfhörer spielten einer dieser «Good-Feeling»-Musikstile, welcher alle grauen Wolken am Himmel auflöste und die Welt wie durch eine rosarote Brille erscheinen liess. Das Grenzgebäude flog links an mir vorbei und ohne anhalten zu müssen rollte ich nach Österreich hinein. Das letzte Mal fuhr ich auf dieser Strecke in der Gegenrichtung direkt in hinein in den Sonnenuntergang (siehe hier). Viel zu spät verliess ich damals Wien, da am Vorabend noch eine grosse Geburtstagsparty über die Bühne ging und Chocolate ein paar technische Probleme hatte. Erst kurz vor Mitternacht erreichte ich damals Bratislava, ich konnte mich aber noch erinnern, dass die Strecke dazwischen wie eine Autobahn für Radfahrer war. Keine einzige Strasse kreuzte den perfekt asphaltierten Radstreifen, welcher sich wie ein gerader Strich am Ufer der Donau entlang zog. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 30km/h flog ich damals den Lichtern der Hauptstadt entgegen und schaffte die knapp 100km zwischen den beiden Hauptstädten in wenigen Stunden.
Und nun war ich zurück. Zurück auf dem Radweg-Highway an welchen ich so oft dachte während den Schlagloch-verseuchten Strassen in Asien und Lateinamerika wo mir der restliche Verkehr nur so um die Ohren raste.
Mit dem schnurgeraden Radweg vor dem Vorderrad trat ich mehr in die Pedalen. Die Geschwindigkeit auf dem Tacho erhöhte sich auf 27km/h und der Fahrtwind rauschte lauter in den Ohren. Nun noch die Musik auf volle Lautstärke stellen, denn ab hier gibt es keinen anderen Strassenverkehr mehr für die nächsten 60 Kilometer! Wieder flog ich dahin. 3.5 Jahren später, auf dem gleichen Radweg, nur dieses Mal in die Gegenrichtung. Meinem Zuhause entgegen, welches ich schon so lange nicht mehr gesehen hatte, dass sich die baldige Rückkehr absolut surreal anfühlte.
Erste Flugzeuge welche knapp über meinen Kopf hinwegflogen, kündigten die Nähe zu Wien an. Aber noch war es zu früh um über den Baumkronen die Hochhäuser zu sehen. Nur kurz darauf nahm auch der Radverkehr deutlich zu und nachdem der Radweg für dutzende Kilometer ohne Kurven geradeaus ging, machte dieser nun einen Bogen direkt hinein in das Industrieviertel. An den Ufern roch es nach grilliertem Fleisch und nach weiteren zwei Kilometer erschien die Skyline von Wien vor der untergehenden Sonne. Über den Prater, die riesige Parkanlage der Stadt, fuhr ich hinein in das Zentrum, ohne dabei auch nur einmal die Strasse mit dem motorisierten Verkehr teilen zu müssen. Etwas, was bei fast keiner anderen Stadt weltweit so möglich wäre.
Und dann stand ich vor der Türe von Matthias, bei welchem ich bereits bei meinem letzten Besuch hier übernachten durfte.

Direkt nach der Brücke bog ich auf den internationalen Radweg, den Eurovelo 6, welcher vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer führt und über welchen ich damals Europa verliess um nach Asien zu fahren. Der Asphalt war so smooth und die Reifen rollten so leicht, dass sämtliche Anstrengungen verflogen. Meine Kopfhörer spielten einer dieser «Good-Feeling»-Musikstile, welcher alle grauen Wolken am Himmel auflöste und die Welt wie durch eine rosarote Brille erscheinen liess. Das Grenzgebäude flog links an mir vorbei und ohne anhalten zu müssen rollte ich nach Österreich hinein. Das letzte Mal fuhr ich auf dieser Strecke in der Gegenrichtung direkt in hinein in den Sonnenuntergang (siehe hier). Viel zu spät verliess ich damals Wien, da am Vorabend noch eine grosse Geburtstagsparty über die Bühne ging und Chocolate ein paar technische Probleme hatte. Erst kurz vor Mitternacht erreichte ich damals Bratislava, ich konnte mich aber noch erinnern, dass die Strecke dazwischen wie eine Autobahn für Radfahrer war. Keine einzige Strasse kreuzte den perfekt asphaltierten Radstreifen, welcher sich wie ein gerader Strich am Ufer der Donau entlang zog. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 30km/h flog ich damals den Lichtern der Hauptstadt entgegen und schaffte die knapp 100km zwischen den beiden Hauptstädten in wenigen Stunden.
Und nun war ich zurück. Zurück auf dem Radweg-Highway an welchen ich so oft dachte während den Schlagloch-verseuchten Strassen in Asien und Lateinamerika wo mir der restliche Verkehr nur so um die Ohren raste.
Mit dem schnurgeraden Radweg vor dem Vorderrad trat ich mehr in die Pedalen. Die Geschwindigkeit auf dem Tacho erhöhte sich auf 27km/h und der Fahrtwind rauschte lauter in den Ohren. Nun noch die Musik auf volle Lautstärke stellen, denn ab hier gibt es keinen anderen Strassenverkehr mehr für die nächsten 60 Kilometer! Wieder flog ich dahin. 3.5 Jahren später, auf dem gleichen Radweg, nur dieses Mal in die Gegenrichtung. Meinem Zuhause entgegen, welches ich schon so lange nicht mehr gesehen hatte, dass sich die baldige Rückkehr absolut surreal anfühlte.
Erste Flugzeuge welche knapp über meinen Kopf hinwegflogen, kündigten die Nähe zu Wien an. Aber noch war es zu früh um über den Baumkronen die Hochhäuser zu sehen. Nur kurz darauf nahm auch der Radverkehr deutlich zu und nachdem der Radweg für dutzende Kilometer ohne Kurven geradeaus ging, machte dieser nun einen Bogen direkt hinein in das Industrieviertel. An den Ufern roch es nach grilliertem Fleisch und nach weiteren zwei Kilometer erschien die Skyline von Wien vor der untergehenden Sonne. Über den Prater, die riesige Parkanlage der Stadt, fuhr ich hinein in das Zentrum, ohne dabei auch nur einmal die Strasse mit dem motorisierten Verkehr teilen zu müssen. Etwas, was bei fast keiner anderen Stadt weltweit so möglich wäre.
Und dann stand ich vor der Türe von Matthias, bei welchem ich bereits bei meinem letzten Besuch hier übernachten durfte.
«Suchen sie etwas bestimmtes?», ich sah die Frau nicht kommen da ich zu sehr mit dem Lesen der Klingelschilder beschäftigt war. Aber das Gesicht kam mir komischerweise bekannt vor. Diese sanften Gesichtszüge und der freundliche Blick erinnerten mich an jemanden, den ich bereits vor Jahren kennengelernt hatte. Und tatsächlich kannte ich die ältere Dame welche nun vor mir stand bereits, denn ich sah sie zum ersten Mal, als ich vor knapp 3.5 Jahren das erste Mal an Matthias Türe stand. Damals, als Chocolate noch brandneu war, praktisch keine einzige Kratzer hatte, die Reifen erst wenige hundert Kilometer Strasse hinter sich gebracht hatten, die Gepäcktaschen noch wasserdicht und dunkelblau waren und ich den Kopf noch voll hatte von dem Schweizer Alltag und nicht von den unglaublichsten Abenteuer an den abgelegensten Orten der Welt.
«Wir kennen uns!» sagte ich zu der Frau, welche mich fragend anblickte. «Wir sind uns schon einmal begegnet… genau hier, vor knapp 3.5 Jahren. Ich bin der Freund von Matthias, welcher mit dem Fahrrad um die Welt radeln wollte.»
Langsam hellte sich der fragende Gesichtsausdruck auf und ich sah, wie das Fragezeichen in ihrem Blick verschwand und einem breiten Lächeln Platz machte.
«Ja das gibt es doch nicht! Und jetzt sind sie wieder hier?»
«Naja, ich bin eigentlich gerade auf dem Weg zurück nach Hause. Die Welt liegt hinter mir. Knappe 58’000km um genau zu sein. Nun geht es nur noch über Slowenien und Italien zurück in die Schweiz.»
Das Lächeln auf ihrem Gesicht verschwand und eine lange Pause entstand, während ihre Augen zuerst mich und dann Chocolate musterten. Die verschlissenen Packtaschen und die abgefahrenen Reifen bestätigten meine Geschichte, genau so wie die verrissenen Hosen, welche ich an diesem Tag trug. Ihre Augen weiteten sich bei dem Anblick und ungläubig drehte sie ihren Kopf wieder zu mir.
«Ja bist du deppert!? Das glaube ich jetzt ja nicht!!» Schnell griff sie in ihre Jackentasche und holte einen silbernen Schlüssel hervor.
«Komm rein. Du musst mir die ganze Geschichte erzählen!»

Ich werde diese Geschichte noch oft erzählen dürfen in den kommenden Wochen und Monaten. Tatsächlich schreibe ich gerade an einem Buch zur Reise, welches hoffentlich bald erscheint. Und dann wird es bestimmt auch noch Vorträge mit Fotos und Videos geben. Aber bis es so weit ist, folgt noch eine weitere Geschichte hier auf dem Blog. Die Geschichte, wie ich nach über 3.5 Jahren und 58’000km endlich wieder den Weg nach Hause fand: Die letzte Geschichte für immer – Finale!

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Die letzte Geschichte für immer – Teil 1 https://imout.ch/2020/01/29/die-letzte-geschichte-fuer-immer-teil-1/ https://imout.ch/2020/01/29/die-letzte-geschichte-fuer-immer-teil-1/#respond Wed, 29 Jan 2020 12:08:46 +0000 https://imout.ch/?p=13728 Riga, 18 Grad, Dauerregen, die Frisur sitzt… also irgendwo verborgen unter der Mütze. Heute würde sich die Stadt gut für eine Loreal-Werbung eignen, denn das Wetter […]

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Riga, 18 Grad, Dauerregen, die Frisur sitzt… also irgendwo verborgen unter der Mütze. Heute würde sich die Stadt gut für eine Loreal-Werbung eignen, denn das Wetter zeigt sich von der absolut schlechtesten Seite. Als ich gestern hier durchgefahren bin, war es noch ein Mix aus Wolken und Sonnenschein und ab morgen müsste es bereits wieder gleich aussehen. Aber heute, an meinem Ruhetag, sieht es eher ein bisschen nach Weltuntergang aus. Also Zeit für einen Stadtrundgang, denn Riga ist selbst bei schlechtem Wetter eine Augenweide.

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Noch 71 Tage…

Die Routenplanung für die nächsten Tage sieht eine flache Gegend vor, welche nur selten von Flüssen oder See durchkreuzt werden und auch sonst auf der Karte eher langweilig erscheint. Nur Wälder und Felder gibt es hier, tief draussen im Baltikum, und so geniesse ich die Brücke über den Fluss «Düna» am nächsten Tag umso mehr. In Richtung Norden kann ich noch die Skyline von Riga erkennen und im Strassengraben zeugen die Verpackungen von Fastfood-Ketten davon, dass eine Grossstadt nicht weit entfernt sein kann. Die Strasse direkt nach der Hauptstadt von Lettland ist entsprechend überfüllt mit Autos und Lastwagen und für Chocolate und mich bleibt nur wenig Platz auf dem schmalen Seitenstreifen. Dafür geht es mit Rückenwind und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 25km/h zügig in Richtung Süden. Und so muss es auch sein, denn der kalte europäische Winter hängt mittlerweile knapp an meinen Fersen. Vorbei ist das warme Wetter von vor ein paar Wochen in Finnland und Estland, und die dunklen grauen Wolken besuchen mich nun mehrmals wöchentlich und jedesmal ist es ein paar Grad kälter.

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Nach mehreren Tagen im Sattel erreiche ich die Hauptstadt von Litauen, Vilnius. Diese Stadt war so eigentlich nie geplant, denn eigentlich liegt sie viel zu weit östlich von der ursprünglichen Routenplanung. Aber ich muss hier irgendwie in bisschen Zeit totschlagen, denn bis zur Rückkehr in meine Heimat habe ich noch gute zwei Monate Zeit – und die direkte Strecke wäre in weniger als einem Monat zu schaffen. Also gibt es in Vilnius mal wieder eine längere Ruhepause, eine Ruhepause welche ich für so lange Zeit noch nie hatte seit der Ankunft in Europa Mitte Mai. Direkt an dem Hauptplatz in der Mitte der Stadt finde ich ein kleines Hostel mit einer grossen Bibliothek, einer gut ausgestatteten Küche und gesprächigen Gästen. Aus 3 Nächten werden vier und aus vier werden sieben. Jeden Morgen früh schickt die Herbstsonne ihre Strahlen durch das grosse Fenster in meinem Dorm, von welchem aus man dem Treiben auf dem grossen Platz direkt darunter zuschauen kann. Ich liebe die Stadt für das was sie ist, denn sie verbindet perfekt die Moderne mit der Vergangenheit, die Wolkenkratzer mit verwinkelten kleinen Gassen und den Tante Emma Laden findet man direkt neben dem Starbucks. Was sonst in Europa eher selten nebeneinander oder miteinander funktioniert, scheint in Vilnius noch möglich zu sein. Mein langer Aufenthalt hier hat aber auch noch einen anderen Grund: ich brauche ein Visum für Weissrussland. Es ist somit das erste Visum welches in einer Botschaft unterwegs beantragt werden muss, seit dem Visum für Myanmar, welches ich damals in Laos beantragt habe vor über 2.5 Jahren. In diesen 2.5 Jahren sind weitere 40’000 Kilometer zusammengekommen und weitere 29 Länder und 3 Kontinente durchquert worden… es wird langsam Zeit nach Hause zu gehen. Doch vorher möchte ich nochmals ein bisschen durch fremde Städte gehen, noch ein bisschen Tourist sein, noch ein bisschen die Fremde spüren und nochmals neue Gewürze auf meinem Gaumen erleben. Also auf ins Getümmel auf dem Platz unter mir.

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Noch 62 Tage…

Mit neuen Eindrücken aber ohne Visum fahre ich ein paar Täge später hinaus aus Vilnius. Das mit dem Visum hat leider nicht so geklappt wie geplant, denn der bürokratische Aufwand sowie die Kosten waren einfach zu hoch für den Kurzurlaub in Weissrussland. Es ist viel einfacher das Land über Polen zu umfahren.
So fahre ich nun über einen frisch asphaltierten Radweg durch den Park nach Westen. Die Baumkronen über mir versperren den Blick auf den strahlend blauen Himmel, die Sonne schafft es jedoch ein paar mal bis hinunter auf den Radweg. Jeder Sonnenstrahl wärmt für einen Bruchteil einer Sekunde mein Gesicht und jedes Mal geniesse ich diesen kurzen Augenblick. Denn die Temperaturen sind während den Ruhetagen in Vilnius nochmals merklich weiter gesunken. Radfahren ohne Handschuhe und mehreren Schichten Kleider ist nicht mehr möglich und ich frage mich so langsam wie kalt es sein wird bis zu meiner Ankunft in zwei Monaten. Wenn das so weitergeht, wird campieren eine Herausforderung, besonders da dann alle Wasserflaschen am nächsten Morgen gefroren sind und es so fast nicht mehr möglich ist Kaffee zu kochen… ja, das ist eigentlich meine grösste Sorge 😉
Aber bis dahin geht es ja noch eine Zeit und heute Abend ist campieren auf jeden Fall noch kein Problem. Also geniesse ich die Zeit auf den geschlossenen Campingplätzen, auf welchen nun gratis campiert werden kann. Manchmal findet man diese idyllisch gelegen an Seen oder inmitten von scheinbar endlosen Wälder und natürlich bin ich jedes Mal der einzige Besucher – Paradies!

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Das Kies knirscht unter den Reifen und mit einem lauten Quietschen welches von der Bremsscheibe her kommt, halte ich vor einem heruntergekommenen Haus. Ein älterer Mann sitzt in sich zusammengesunken und schlafend an einem Tisch vor dem Gebäude, mit einer leeren Bierdose vor ihm – ein sicheres Zeichen, dass sich hier ein Laden befindet. Und Bingo, mit einem Ruck öffne ich die Türe und stehe vor mehreren halbgefüllten Regalen. Endlich! Nach der ewigen Fahrt über die gerade Strasse welche durch die dichten Wälder führte, kann ich einen kleinen Snack nun so richtig gebrauchen. In der etwas mickrigen Auswahl suche ich die besten Artikel zusammen und bezahle schlussendlich für ein paar Kekse sowie eine Dose Getränke, welche aussieht als könnte Fanta darin sein.
Zur Grenze nach Polen sind es nur noch wenige Kilometer und rein theoretisch könnte ich bereits heute dort ankommen. Doch da ich nicht in Eile bin, habe ich mich entschieden noch einen kleinen Umweg nach Süden zu machen, um einem litauischen Skigebiet einen Besuch abzustatten, welches sich nur ca. 40 Kilometer entfernt von der eigentlichen Route befindet. Egal wo ich bisher war, Skigebiete hatten bisher immer einen besonderen Reiz für mich, denn ich hatte selbst jahrelang für eines in der Schweiz gearbeitet. Und es ist sehr interessant zu sehen wie der Rest der Welt seinen Skiurlaub verbringt, egal ob in Kanada, im Iran oder in Argentinien. Also schlürfe ich die überzuckerte Brühe des fanta-ähnlichen Getränks hinunter, ziehe die Handschuhe an, und begebe mich zurück auf die Strasse welche wieder tief hinein in den nächsten Wald führt.

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Ich erwarte demnächst am Horizont die ersten Berge zu sehen, denn schliesslich fahre ich nun direkt auf ein Skigebiet zu welches sich nur noch wenige Kilometer entfernt befindet. Doch es kommt nichts. Kein Berg, kein Hügel noch nicht mal auch nur eine winzig kleine Erhebung. Alles was ich sehen kann sind Bäume, noch mehr Bäume sowie eine grosse Werbetafel am Strassenrand welche Traumpisten in nur noch 20 Kilometer Entfernung verspricht.
Nach weiteren 20 Kilometern passiere ich das Ortschild von dem Skiresort und sehe… nix! Noch immer keine einzige Erhebung weit und breit, dafür fahre ich nun auf einer breiten Strasse mit begrüntem Mittelstreifen. Ein Hotel reiht sich an das nächste, und in den Schaufenster der Sportgeschäften glänzen die Neuheiten des Wintersports. Zahlreiche Restaurants buhlen um die wenigen Gäste, welche hier in dicker Winterjacke oder in Funktionsbekleidung über den Gehweg schlürfen. Alles sieht so aus wie in einer typischen Wintersport-Region wie ich sie aus den Alpen kenne, nur, dass es hier keine Alpen gibt. Es ist ein bisschen so, als hätte man ein paar hundert Skiurlauber in den Bergen in einen Bus gesetzt und hier, hunderte Kilometer weiter nördlich, wieder ausgeladen.
Es dauert ein ganze Weile bis ich endlich das «Skigebiet» von diese litauischen Ort am westlichen Stadtrand erkenne. Dort draussen, inmitten von einem weiteren dichten Wald, erhebt sich ein riesiges eckiges Gebäude wie ein Ufo aus den Bäumen und überragt diese um dutzende Meter. Das Gebäude ist so gross, es würde selbst in einer Stadt wie Dubai auffallen! Und das mitten hier draussen in Litauen… Noch interessanter ist aber der Fakt, dass dieses Gebäude mit einer Gondelbahn, welche über einen grossen Fluss führt, mit der Stadt verbunden ist. Und so verstehe ich endlich den ganzen Hype, welcher um diese kleine Stadt herum besteht. Die Litauer möchten Skifahren, haben jedoch keine Berge. Also haben sie einfach ihre Berge quasi selbst gebaut und einfach eine riesige Skihalle gebaut. Und mit der Anreise per Gondelbahn fühlt sich das Ganze im Winter mit den verschneiten Bäumen sehr wahrscheinlich auch verdammt echt an. Trotzdem, ich bevorzuge da doch das Original und verbringe somit den folgenden Ruhetag in der zweiten Attraktion der Stadt, einer nicht minder grossen Bäderlandschaft mit vielen diversen Saunas und Rutschen. Noch ein letztes Mal entspannen bevor es durch die Kälte des europäischen Spätherbst zurück in die Schweiz geht, zurück zu dem Ort, welchen ich vor knapp 3.5 Jahren verlassen habe

©Augustinas Žemaitis.

Noch 55 Tage…

Gewaltsam rüttelt der Wind an den losen Wellblechen welche dadurch unerträglich laut an den Stahlrahmen der kleinen Hütte geschlagen werden. Wobei Hütte eigentlich übertrieben ist, handelt es sich doch nur um einen kleinen Unterstand, nicht grösser als wie 3.5 Meter auf knapp 1.5 Meter. Doch nach einem Tag im Dauerregen kombiniert mit starkem Gegenwind, fühlt sich dieser kleine Unterstand wie das Hilton an und an den Lärm von dem Wellblech kann man sich irgendwie schon auch noch gewöhnen. Als ich vor ein paar Stunden hier ankam, war es bereits so dunkel, dass ich diesen kleinen Unterstand fast übersehen hätte. Gedanklich habe ich mich schon damit abgefunden, ungeschützt im Wind draussen campieren zu müssen.
Ich schaue hinaus aus dem Unterstand in den Regen und die tiefschwarze Nacht. Die dunklen Regenwolken blockieren jegliches Licht vom Mond und Strassenlaternen gibt es in der näheren Umgebung auch nicht. Ich befinde mich kurz vor Warschau auf einem Feld, welches am westlichen Rand durch einen grossen Fluss begrenzt wird. Das Zelt konnte ich so aufbauen, dass es nur ca. einen Meter aus dem Unterstand herausschaut, was aber aufgrund des starken Windes kein Problem ist. Der Regen wird einfach komplett darüber weggeblasen. Auch Chocolate hat in den engen Verhältnissen einen trockenen Platz gefunden und selbst eine kleine Stelle zum kochen konnte ich auf der kleinen Bank einrichten. Wie gesagt, besser als wie jedes Hilton 😉
Dann wenn ich zuhause bin, werde ich wohl über solche Abende und Erlebnisse schmunzeln. Oder noch besser, wenn ich dann mal zuhause bin in warmen vier Wänden, wo es fliessendes sauberes warmes Wasser auf Knopfdruck sowie ein komfortables grosses Bett gibt, und ich draussen den Sturm und Regen hören kann, dann werde ich mit einem Lächeln an diesen Moment zurückdenken, da ich weiss, dass es auch mit viel weniger im Leben funktioniert.

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Kuhgebimmel weckt mich am nächsten morgen und durch den Zeltstoff kann ich bereits erkennen, dass die Sonne draussen scheint. Der Lärm von dem Wellblech und die Windgeräusche von dem Sturm sind der Stille gewichen und ich kann nur ein paar vereinzelte Vögel hören – und dieses Kuhgebimmel, welches nun ein ganzes Stück näher ist. Also öffne ich, noch eingepackt im Schlafsack, den Reissverschluss des Zelt und schaue hinaus. Nur wenige Meter neben mir steht eine Kuh, welche mich mit grossen Augen anschaut. Weiter hinten kann ich noch ein weiteres gutes Dutzend andere Kühe erkennen. Es sieht so ein bisschen so aus, als wäre die Kuh direkt vor meinem Zelt von den anderen geschickt worden, um herauszufinden was es mit diesem komischen braunen Stoffding in dem Unterstand zu tun hat.
Mit der linken Hand finde ich den Reissverschluss von dem Schlafsack und befreie mich von meinem warmen Bett. Meine Bewegungen erschrickt die Kuhe direkt vor mir, welche nun mit grossen Schritten nach hinten ausweicht. Ihre Reaktion hat ebenfalls einen Effekt auf die anderen Kühe, welche nun ebenfalls das Weite suchen. Gut so. Denn mit Kühe beim Campingplatz habe ich bisher nicht nur gute Erfahrungen gemacht.
Tatsächlich scheint über mir die Sonne an einem fast wolkenlosen Himmel und sofort ist meine Motivation zurück. Heute geht es noch für ein paar wenige Kilometer entlang einer vielbefahrenen Strasse nach Warschau, wo es dann endlich mal wieder eine Dusche sowie ein Bett in der Wärme gibt. Während ich frühstücke, zieht sich jedoch der Himmel wieder zu und die nächsten grauen Regenwolken schieben sich langsam vor die Morgensonne. Noch vor den ersten Regentropfen kann ich das Zelt abbauen und mein Hab und Gut zurück auf Chocolate schnallen. Ich will gerade abfahren, als ich ein metallisches Klimpern höre, welches langsam näher kommt. Auf einem schrottreifen Fahrrad und in einem blauen verdreckten Overall kommt mir der Landwirt des Feldes entgegen, verlangsamt seine Geschwindigkeit, schaut mich neugierig aber auch ein bisschen verwirrt an und setzt dann seine Fahrt über das Feld zu seinen Kühen fort.
Noch ein bisschen schaue ich ihm nach, bevor ich mich selber auf den Sattel schwinge und im Slalom um die vielen Kuhfladen zurück auf die Hauptstrasse fahre. Kaum bin ich dort angekommen, setzt der Regen ein und begleitet mich bis fast nach Warschau. Als ich mich der Hauptstadt nähere nimmt auch wieder der Verkehr merklich zu und die Reise wird mal wieder einmal mehr zu einem Überlebenskampf. Erst kurz vor dem Stadtzentrum finde ich einen Radweg, welcher entlang des Ufers der Weichsel führt und mich so direkt bis zur gebuchten Airbnb-Unterkunft führt, welche inmitten des Finanzdistrikt liegt, umgeben von Wolkenkratzern, Banken und Starbucks.

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Die Wärme und das richtige Bett ist quasi eine Übung für das, was in 54 Tagen wieder Standard sein soll. Dann, wenn ich wieder zurück zuhause bin! Aber das dauert noch 54 Tage. Bis dann, werde ich nochmals Europa verlassen, nochmals Freunde treffen welche ich schon einmal auf dieser Reise besucht habe, auf Radwegen unterwegs sein, welche ich bereits vor fast 3.5 Jahren befahren habe und nochmals einen völlig ungeplanten Abstecher in ein völlig ungeplantes Land einlegen. Ach ja und dann zum Schluss werde ich doch noch im Schnee stecken bleiben bevor das grosse Finale, die Rückkehr nach Hause erfolgt. Aber dies, im nächsten Blogpost!
Hasta pronto amigos!!

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Event-Ankündigung: Homecoming! https://imout.ch/2019/10/24/event-ankuendigung-homecoming/ https://imout.ch/2019/10/24/event-ankuendigung-homecoming/#respond Thu, 24 Oct 2019 18:55:30 +0000 https://imout.ch/?p=13554 Es ist an der Zeit nach Hause zu kommen! Eigentlich hätte die Reise «I’m out! Around the world on a bicycle» nicht mehr als wie 1.5 […]

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Es ist an der Zeit nach Hause zu kommen!

Eigentlich hätte die Reise «I’m out! Around the world on a bicycle» nicht mehr als wie 1.5 Jahre dauern sollen. Doch dann geriet alles irgendwie aus den Fugen und das Fernweh liess nicht mehr los. Täglich im Durchschnitt 80 Kilometer durch unbekannte Gegenden zu radeln und dabei die wohl unglaublichsten Geschichten zu erleben wurde auf einmal normal, ja sogar zur neuen Komfortzone. Und seine Komfortzone zu verlassen ist immer schwierig…

Nun verlasse ich aber meine Komfortzone erneut um zurück in das europäische Leben zu kommen. Endlich mal wieder täglich duschen, endlich mal wieder in einem normalen Bett schlafen, endlich keine Taschen mehr täglich aufs neue packen und vor allem endlich mal wieder meine Familie und Freunde in den Arm nehmen können!

Nach 57’000 Kilometer, einmal rund um den Globus, komme ich am 23.11.2019 nun endlich dort an wo ich vor 3.5 Jahren losgefahren bin.
Und es würde mich riesig freuen möglichst viele zu sehen, denn wir haben uns alle viel zu lange nicht mehr gesehen und auch wenn das Abenteuer immer gross war, habe ich euch alle sehr vermisst!

Die Veranstaltung ist öffentlich und alle sind herzlich Willkommen!

Event-Details:

Datum: 23.11.2019
Zeit: 13:00 – 16:00 Uhr
Ort: Gare de Lion, Silostrasse 10, 9500 Wil

Programm:

Ab 13:00 Uhr: Barbetrieb und Apero im Gare de Lion
14:00 Uhr: Ankunft Chocolate & Martin
14:00 – 16:00 Uhr: Stories und Eindrücke der Reise
16:00 Uhr: Ende

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Bella Ciao https://imout.ch/2019/10/23/bella-ciao/ https://imout.ch/2019/10/23/bella-ciao/#respond Wed, 23 Oct 2019 16:49:39 +0000 https://imout.ch/?p=13514 Von Ramona, meiner Polarnomadin, konnte ich ja so vieles kennenlernen und sie hat mir auch so einige Ohrwürmer verpasst – und glaubt mir, die meisten von […]

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Von Ramona, meiner Polarnomadin, konnte ich ja so vieles kennenlernen und sie hat mir auch so einige Ohrwürmer verpasst – und glaubt mir, die meisten von diesen «Meisterwerken» wollt ihr nicht freiwillig in euren Gehirnwindungen haben 😉 Aber einer von all diesen ist hängen geblieben, auch noch lange, nachdem sie in Oulu ihren Flieger zurück in die Schweiz bestiegen hat: Bella Ciao, wohl die bekannteste Hymne der anarchistischen, antifaschistischen, kommunistischen und sozialdemokratischen Bewegungen… und auch die inoffizielle Titelmusik von der Netflix-Serie «Casa de Papel». Und genau durch diese Serie hat mir Ramona diesen Ohrwurm eingepflanzt. Sie, eine stolze Netflix-Abo-Besitzerin, hat mir die Serie ganz am Anfang unserer gemeinsamen Reise zum Nordkapp gezeigt, woraufhin wir jeden Abend in unseren Zelten eine oder zwei (oder auch mehr) Folgen zusammen angeschaut haben. Dies meistens in ihrem Zelt, da sie anschliessend gleich im warmen Schlafsack liegen bleiben konnte, während ich nochmals raus und durch den eisigen Wind des Nordens musste, um zurück in mein Zelt zu gelangen – wo dann ein eiskalter Schlafsack und nicht selten auch ein paar Spinnen auf mich warteten. So lagen wir da jeweils irgendwo in der Wildnis von Norwegen im Zelt (Alle Bilder hier), tranken zum aufwärmen Minttu, knabberten irgendwelche Süssigkeiten, schauten Casa de Papel und störten die Ruhe mit unseren Bella-Ciao-Gesangskünsten. Wieso dieser Blogpost mit Bella Ciao anfängt, dazu komme ich gleich!

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Stalin der alte Stiefellecker

Als ich den Hafen von Helsinki erreiche, regnet es in Strömen. Wie endlos lange Fäden sieht der Regenschauer in den Flutlicht-Scheinwerfern aus, welche den riesigen Platz vor mir beleuchten. Zu den grossen Scheinwerfern gesellen sich hunderte kleine leuchtende rote Punkte, die Bremslichter von den Autos welche alle noch irgendwie Platz im Bauch der Fähre finden müssen. Geisterhaft erhebt sich diese hinein in den dunklen Nachthimmel, weit über den Bereich hinaus, welcher von den Scheinwerfern abgedeckt wird. Nur eine grosse Stahlwand mit der Aufschrift des Betreibers ist sichtbar, alles andere verschwindet im Schwarz der Nacht – wie die Spitze bei einem Eisberg, bleibt der Grossteil des Schiffes im Verborgenen.
Der Radweg endete in dem Moment als ich den Hafen erreichte, und nun stehe ich etwas ratlos auf diesem grossen Platz. Zwischen all diesen Lichtern die richtige Schlange zu finden um auch noch auf das Schiff zu kommen, erscheint wie eine unmögliche Mission. So schlängle ich mich langsam und vorsichtig durch die wartenden Fahrzeuge weiter, in der Hoffnung so tatsächlich den CheckIn-Schalter zu finden. Chocolate verfügt zwar über eine Lichtanlage, nur hat sich das Rücklicht vor längerer Zeit verabschiedet. Über dem Polarkreis, wo 24 Stunden lang die Sonne schien, war das damals überhaupt kein Problem. Nur holt mich jetzt meine Faulheit ein. Hätte ich doch dieses Licht mal repariert… Hier auf diesem Platz bin ich definitiv der schwächste Verkehrsteilnehmer und bin aufgrund des Regens selbst mit dem Flutlicht nur schwer zu erkennen.
Nach mehreren Minuten Irrfahrt, kann ich durch den Regenschleier endlich ein gelbliches Licht erkennen. Aus dem gelblichen Licht werden mit jedem Meter welchen ich näher komme Buchstaben, und schon bald bin ich mir sicher den Checkin gefunden zu haben. Ein Mann in meinem Alter (also noch jung 😉 ), grinst mir mit einem breiten Lächeln aus seiner trockenen und geheizten Kabine entgegen. Er prüft kurz meinen Pass und scannt den Code des Tickets auf meinem Telephon und schon bin ich durch. Direkt danach lässt der Regen etwas nach und ich kann weitere hunderte von Fahrzeugen erkennen, welche alle ebenfalls auf die Verladung warten. Bis meine Reifen endlich über die Stahlplatten rollen, welche das Festland mit dem Schiff verbinden, dauert es nochmals fast eine ganze Stunde. Zu meiner Verwunderung werde ich im Deck mit den Lastwagen platziert und nicht auf einem der anderen drei Decks welche nur für Autos sind. Das Deck ist bereits bis auf den letzten Meter mit Lastwagen gefüllt und so binde ich Chocolate mit einem herumliegenden Tau an der einzigen Säule fest, welche nicht durch ein Fahrzeug blockiert ist. Abschliessen muss man das Fahrrad hier nicht… wo wollen sie auch hin damit? Die Lenkertasche mit den wichtigen Sachen nehme ich aber mit und stürze mich in den Irrgarten der schmalen Gängen zwischen den LKW’s um die Treppe hoch zum Passagierdeck zu finden.

Das Schiff hat locker die Grösse eines Kreuzfahrtschiffes und das Passagierdeck verfügt über mehrere Restaurants, Bar, Shops und einem grossen Atrium mit Bühne. In der Hoffnung dass hier heute noch etwas passiert, setzte ich mich vor die Bühne und warte… und warte… und warte. Bis dann doch etwas passiert! Mit einem tiefen Grollen erwachen die Schiffsmotoren zum Leben und kurze Zeit später ziehen die letzten Lichter von Helsinki draussen vor dem Panoramafenster des Atriums vorbei. Wir sind unterwegs, und das nur mit einer halbstündigen Verspätung! Da auf der Bühne jedoch auch weiterhin nichts passiert, vergnüge ich mich mit Peoplewatching, was besonders dann interessant wird, als die Bar die letzte Runde verkündet. Während Alkohol in Finnland nämlich relativ teuer ist, ist dieser hier auf dem Schiff spottbillig – und die Leute durstig.
Weit nach Mitternacht erkenne ich wieder Lichter ausserhalb vom Atrium, die Lichter von Tallinn. Es wird auch Zeit, denn eigentlich hätte ich vor 10 Minuten bei meinem Airbnb einchecken müssen.
Die Verspätung beträgt mittlerweile fast eine Stunde und zu meiner grossen Erleichterung geht das Deboarding relativ zügig, obwohl ich warten muss bis alle Lastwagen das Schiff verlassen haben. Wieder rollen meine Reifen über die geriffelte Stahlplatte zurück auf das Festland und somit hinein ins Baltikum. Der Regen hat endlich komplett nachgelassen und nur die Pfützen auf den Strassen zeugen noch von dem Regen der vergangenen Stunden. Ich muss mich beeilen um endlich zu meiner Unterkunft zu kommen, denn so lange ich nicht da bin, so lange kann die Inhaberin noch nicht schlafen gehen. Und es ist mittlerweile schon fast 1 Uhr morgens.
So rase ich durch das Hafengelände und hinein in die Stadt. Was mir sofort auffällt, ist, dass ich ordentlich durchgeschüttelt werde. Im schwachen Licht meines Scheinwerfers (vorne funktioniert ja zum Glück noch), sind die vielen Schlaglöcher fast nicht zu erkennen und nicht selten erwische ich eines von denen mit voller Wucht. Mein Airbnb liegt etwas ausserhalb der Stadt und je weiter ich mich vom Zentrum entferne, umso mehr ändern sich auch die Gebäude um mich herum. Die schönen Gebäude der Altstadt machen grauen Plattenbauten und baufälligen Häusern Platz. Die Schilder und Werbeplakate zeigen eine Sprache welche sehr östlich erscheint und so langsam dämmert es mir, dass ich (wieder) in Osteuropa angekommen bin. Und genau in dem Moment setzt sie ein… die Melodie von Bella Ciao. Und ja, ich weiss, dass dieses Lied seinen Ursprung in Italien hat, jedoch erinnert es mich extrem an die UdSSR und alle damit verknüpften Bilder welche mir so im Kopf herumschwirren. Und genau jetzt, in dieser dunklen Nacht wo die Regenwolken schwer in der Luft hängen, die Plattenbauten noch grauer wirken als wie sonst und ich von einem Schlagloch zum nächsten fahre, genau jetzt werden alle diese Bilder bestätigt. Und dazu spielt im Hintergrund Bella Ciao!

Die Musik treibt mich regelrecht an und ich lege die 7 Kilometer lange Strecke innert wenigen Minuten zurück. Jemand ruft meinen Namen, nur kann ich nicht die Person erkennen zu welcher die Stimme gehört. Es ist schlicht zu dunkel in diesem Teil der Stadt. Eine zierliche und sehr dünne Frau tritt aus dem Schatten eines Baumes in das schwache gelbe Licht der Strassenlaterne. Es war wohl ein leichtes für meine Gastgeberin mich zu erkennen. Schnell zeigt sie mir den Eingang zur Wohnung, übergibt mir die Schlüssel und verschwindet wieder in dem Schatten des Baumes – Endlich kann sie schlafen gehen.
Innert wenigen Minuten entpacke ich Chocolate und trage das ganze Gepäck hinauf in die Wohnung, welche sich als… ähm naja etwas speziell erweist. Die Regale sind voll mit High Heels, Leder und Nieten, die Bilder an der Wand zeigen sehr explizite Inhalte, mitten im Raum steht ein Arztstuhl und darüber hängt eine Pistole an einem Haken – ich bin nicht in einem Airbnb gelandet, sondern in einem SM-Studio. Das kommt wohl davon, wenn man die Beschreibung nicht komplett durchliest und alle Bilder anschaut. Zur Sicherheit schliesse ich noch schnell die Türe ab, nicht dass hier noch ein mit Leder bekleideter Gast hineinmarschiert. Der Rest der Wohnung ist top… die Dusche ist warm, das WiFi funktioniert und das Bett weich (einfach nicht daran denken was hier schon alles getrieben wurde). Auf einem Bild steht «kneel for the heel», ich lache und denke mir nur… wenn das der Stalin gewusst hätte 😉

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Die Magie verlassener Orte

Okay ganz kurz: Tallinn sieht bei Tageslicht viel hübscher aus. Viiiiel hübscher! Die Altstadt kann sich echt sehen lassen.

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Nach zwei Nächten in meinem SM-Studio fahre ich weiter und verlasse Tallinn in Richtung Westen. Estland kann ein wahres Paradies sein um verlassene und geschichtliche Orte zu finden und auf meiner Karte habe ich ein paar davon markiert. Als erstes möchte ich zu einem Ort wo auf einem Feld verstreut ganz viele alte Bunkeranlagen sind, von welchen niemand weiss, wieso sie eigentlich genau dort sind. Der Strassenverkehr wird kurz nach Tallinn merklich weniger und sogar Radwege sind für einen grossen Teil vorhanden. Die Bunker-Ruinen welche ich am früheren Nachmittag erreiche sind jedoch etwas ein Reinfall. Viele von denen sind komplett zerstört oder zerfallen und viele sind gar nicht mehr sichtbar, da sich die Natur bereits so ziemlich alles zurückgeholt hat. Also fahre ich weiter zu einem Militärfriedhof, welcher mitten in einem abgelegenen Wald liegt und welcher mit ziemlich einfallsreichen Grabsteinen auffällt:

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Mit dem Anblick des roten Sterns auf dem Leitwerk beginnt automatisch wieder die Musik in meinem Kopf zu spielen…. oh bella ciao, bella ciao, bella ciao ciao ciao… sorry, aber ich kann’s nicht abstellen!
Die Sonne steht zwar bereits schon etwas tief als ich den Friedhof verlasse, jedoch reicht die Zeit noch zum nächsten vergessenen Ort, ein Ort welcher sich auch zum campieren gut eignen sollte. Denn nur wenige Kilometer entfernt befindet sich Rummu, eine alte russische Einrichtung welche vor Jahrzehnten aufgegeben und teilweise geflutet wurde. Die massiven Mauern und die vielen Wachtürme lassen nur erahnen, was hier früher wohl wichtiges hergestellt wurde (also echt, ich weiss es nicht. Jemand von euch?). Ich finde direkt gegenüber von dem gefluteten Gebäude einen perfekten Platz zum campieren und kann so gerade noch den Sonnenuntergang über dem verlassenen Ort anschauen (so verlassen ist der Ort mittlerweile übrigens nicht mehr, denn ein «Adventure-Unternehmen» inklusive Strandbar hat sich dort eingemietet).

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Von Rummu aus führt meine Route relativ direkt nach Süden nach Riga. Auf einem Highway mit viel zu vielen Lastwagen kämpfe ich ums Überleben und bin endlos glücklich Abends heil einen Platz zum schlafen hinter einem verlassenen Hangar zu finden. Dieser ist nun endlich mal so wie ich mir ein «UdSSR-Hangar/Bunker» vorgestellt habe – und noch in erstaunlich gutem Zustand! Seine abgerundeten dicken Mauern schauen nur ein klein wenig aus dem dichten Wald, wenn man jedoch auf die andere Seite des Konstrukts geht, öffnet sich ein grosses schwarzes Loch vor einem dort wo früher wohl die Kampfjets reingeschoben wurden. Das Innere des Hangars ist so schwarz, dass man nur wenige Meter erkennen kann. Aber weit vom Inneren kann ich ein konstantes Tropfen hören und auch etwas was sich irgendwie lebendig anhört. Ich würde ja mit der Taschenlampe hineingehen, jedoch ist Estland auch noch für etwas anderes bekannt als wie für seine verlassenen Orten: Bären. Die dichteste Bärenpopulation von Europa ist in Estland, und es ist nicht mal ganz sooo unwahrscheinlich einem dieser pelzigen Tiere über den Weg zu laufen. Und so ein verlassener dunkler Hangar ist doch einfach eine zu perfekt Bärenhöhle. Nein, da setze ich mich lieber vor mein Zelt, koche meine Pasta und höre einen Podcast.
Als mein Abendessen fertig ist, sind auch die letzten Sonnenstrahlen verschwunden und die Dunkelheit hüllt den Wald, den Bunker und mich komplett ein. Ich schlinge den letzten Löffel meiner Pasta hinunter und freue mich schon auf den bevorstehenden «Film-Abend» in meinem Zelt, als ich in meinem rechten Blickwinkel auf einmal eine kleine Bewegung wahrnehme. Sofort schalte ich die Lichtstärke der Stirnlampe auf volle Leistung und leuchte in die Richtung der Bewegung. Und tatsächlich… da sitzt etwas ziemlich grosses circa zweihundert Meter von mir entfernt auf dem kleinen Pfad und kuckt mir beim Essen zu. Das etwas ist zu gross für einen Fux aber zu klein für einen Bären. Jedoch ist es sehr pelzig und seine Ohren erinnern stark an einen Bären. Vielleicht ein Baby-Bär? Hmmm wäre ja irgendwie kuschelig so ein Baby-Bär, jedoch ist dann die Mutter bestimmt auch nicht weit… Also stehe ich auf, mache mich so gross wie möglich und schlage mit dem Löffel auf die nun leere Pfanne. Sofort verschwinden die leuchtenden Augen im Loch des Hangars und ich starre auf den leeren Fleck auf dem Pfad, wo gerade noch etwas pelziges sass. Wisst ihr, es sind genau diese Momente bei einer Radreise, wo man sich fragt «Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?». Die Momente wenn man alleine in einem dunklen Wald sitzt, und irgendwelche «Monster» einem heimlich beim Essen zuschauen und nur auf einen unaufmerksamen Moment um sich selbst ein Stück Essen zu holen. Ich habe genug von verlassenen Orten und verkrieche mich in mein Zelt – meine Festung gegen alles Böse da draussen – stelle den Computer an und starte «Casa de Papel».
Bella Ciao, Bella Ciao, Bella ciao ciao dröhnt es durch den dunklen Wald… ihr bekommt mich nie!!

PS: Ramona wenn du das hier liest, dieser Ohrwurm ist für dich:

Come on Barbie, let’s go Party….

Aqua, barbie girl

Alle Bilder von Osteuropa

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Polar-Nomaden https://imout.ch/2019/10/06/polar-nomaden/ https://imout.ch/2019/10/06/polar-nomaden/#respond Sun, 06 Oct 2019 12:52:33 +0000 https://imout.ch/?p=12992 Radfahren ist leicht? Denkste, was? Schon mal mit einem unbeladenen Fahrrad gefahren, wenn du gerade die letzten 2000 Kilometer vollbepackt unterwegs warst? Da fühlt sich das […]

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Radfahren ist leicht? Denkste, was? Schon mal mit einem unbeladenen Fahrrad gefahren, wenn du gerade die letzten 2000 Kilometer vollbepackt unterwegs warst? Da fühlt sich das Radfahren an, als würde man es zum ersten Mal machen. Jedes kleine Ziehen am Lenker wirkt sich sofort auf das Fahrverhalten aus und so schwenke ich auf den ersten Meter nach links und rechts als hätte ich gerade 10 Bier getrunken. Aber ja, es ist jedes Mal das gleiche wenn man mal wieder mit Chocolate ohne Gepäck unterwegs ist.


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Der Asphalt flitzt regelrecht unter mir hindurch und das, obwohl es gerade ziemlich steil aufwärts geht. Die Strasse ist umgeben von Holzhäusern, angemalt in den Farben Rot, Gelb oder Blau. Es ist, als gäbe es einen Farbcode resp. Regel für die Bemalung von Häusern hier im extremen Norden von Europa. Über mir kreischen die Möwen als wäre ich ein Fischschwarm auf dem offenen Meer und es würde mich auch überhaupt nicht wundern, wenn diese mich tatsächlich angreifen würden – habe ich in den letzten Tagen schon genug gesehen. Aber die Leute hier oben sind sich das anscheinend gewöhnt und verjagen die Möwen so wie die Peruaner das tun mit den streunenden Hunden welche dort überall auf der Lauer liegen und nicht nur «Gringos» auf ihren Fahrrädern angreifen.
Die Strasse flacht nun etwas ab und ich sehe über den Hügel und die Häuser hinweg auf den dahinterliegenden Fjord welcher umgeben ist von schneebedeckten Bergen welche teilweise von tiefliegenden Wolken verdeckt werden. Weit in der Ferne regnet es relativ kräftig aus den Wolken, während direkt davor die Sonne durch ein Loch in der Wolkendecke scheint und somit das Meer goldig glitzern lässt. Ein kleiner Punkt fliegt knapp über das Wasser und nähert sich der Halbinsel auf welcher ich gerade unterwegs bin. Als der Punkt näher kommt, kann ich das Dröhnen der Propeller-Motoren hören und die kleinen Fenster auf der Seite reflektieren das Sonnenlicht direkt in meine Richtung. Die Maschine landet auf einem kleinen Silberstreifen, keine 3 Kilometer von mir entfernt. Der Silberstreifen ist auf meiner Karte mit einem kleinen Punkt versehen, denn er ist der Grund weswegen ich überhaupt mit einer unbepackten Chocolate unterwegs bin. In weniger als einer halben Stunde sollte dort nämlich ein weiterer kleiner Punkt ankommen, in welchem sich Ramona befindet. Ramona und ich lernten uns vor einem Jahr in Panama kennen als sie damals als Rucksackreisende Zentral- sowie Südamerika bereiste. Obwohl wir nur einen knappen Tag zusammen verbrachten da wir bereits am nächsten Tag beide mit verschiedenen Booten den Darien Gap nach Südamerika überquerten (hier nachzulesen), blieben wir die ganze Zeit über in Kontakt. Vor wenigen Monaten entschied sie sich, mich auf dem Weg zum Nordkapp mit dem Fahrrad zu begleiten – so here we are… 300 Kilometer nördlich des Polarkreises, in der grössten Stadt im Norden von Norwegen: Tromsø.

9500 Kilometer später…

Vor dem Flughafengebäude, welches im Vergleich mit anderen internationalen Flughäfen eher wie einen kleinen Hangar aussieht, schliesse ich Chocolate an ein Geländer. Der Radweg führt hier tatsächlich von der Innenstadt bis direkt einen Meter vor die Schiebetür des Flughafens! Die Abflug- sowie auch die Ankunfts-Anzeige listet dutzende Flüge auf, was beachtlich ist für einen so kleinen Flughafen. Für einen Provinz-Flughafen, welcher eine Stadt mit gerade einmal gut 76’000 Einwohner bedient, ist hier einiges los! Ich beobachte die Leute welche zwischen Check-In-Schalter und Sicherheitskontrolle unterwegs sind und stelle fest, dass fast alle in irgendwelchen Hightech-Outdoor-Klamotten unterwegs sind. Und schnell wird mir klar, weshalb so viele Flieger diesen kleinen Flughafen anfliegen. Tromsø mag zwar klein sein, die Stadt ist aber ein beliebter Ausgangspunkt für diverse Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Klettern, Skitouren und so weiter. Die mit Fjorden durchpflügte Gegend hier im extremen Norden von Europa ist ein Paradies für Outdoor-Begeisterte!

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Mit einem breiten Lächeln und einer riesigen Kartonschachtel kommt Ramona wenige Minuten nach meiner Ankunft durch die Schiebetür. Mich wundert es dass diese riesige Schachtel überhaupt in der kleinen Propeller-Maschine Platz gefunden hat. Nach über einem Jahr stehen wir uns nun also endlich wieder gegenüber – knapp 9500 Kilometer entfernt von dem Ort wo wir uns kennengelernt haben. Die Welt ist klein, besonders wenn man viel reist 😉
Schnell befreien wir ihr Fahrrad aus seinem Gefängnis in der Schachtel, schrauben alle Teile wieder zusammen und machen uns auf in die Innenstadt. Bereits am nächsten Tag geht es los, weiter nach Norden bis zum nördlichsten Punkt Europas.

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Never-ending Sunset

Zum ersten Mal gemeinsam beladen wir am nächsten Tag unsere Räder und rollen hinaus aus Tromsø. Unsere Route führt entlang der Fjorden bis zu der Stadt Alta und weiter über eine ziemlich verlassene Strasse hoch zum Nordkapp.

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Als wir über die Brücke raus aus der Stadt fahren, strahlt uns die Sonne von einem wolkenlosen Himmel entgegen. Die Wärme der Sonne auf der Haut fühlt sich super an, der kalte Wind jedoch erinnert uns wo wir uns befinden. Wenn man so weit im Norden unterwegs ist, ist das Wetter eigentlich immer ein bisschen extrem. Starke Winde und Temperaturen um den Gefrierpunkt sind hier auch im Hochsommer jederzeit möglich und wenn die Sonne scheint, dann tut sie das hier besonders lange. Denn über dem Polarkreis geht die Sonne im Sommer niemals unter – und im Winter bleiben die Tage dafür dunkel. Was schlägt mehr aufs Gemüt? Gemäss Statistiken erstaunlicherweise nicht die Dunkelheit sondern die ewige Sonne! Und als Radnomade kann ich das ein bisschen nachvollziehen, denn wenn die Sonne nie untergeht, ist es auch schwieriger einen geeigneten Campingplatz im Schatten zu finden. Und ohne Schlafmaske ist an Schlaf sowieso nicht zu denken – also zumindest bei mir nicht. Dafür benötigt man keine Taschenlampe, wenn man mal mitten in der Nacht aufs Klo muss…
Für die nächsten Tagen folgen wir der internationalen Radroute EuroVelo1, welche von Spanien bis hinauf ins Nordkapp führt. Die Strecke führt in Norwegen oft entlang weniger befahrenen Strassen und oft muss man Fjorde mit den Fähren überqueren. Wenn man hier oben mit dem Rad unterwegs ist, ist es so als würde man sich den ganzen Tag in einer Postkarte bewegen.

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Auf der Strasse auf welcher ich vor wenigen Tagen in der Gegenrichtung nach Tromsø unterwegs war, fahren wir nun zurück in Richtung Osten. Wir verlassen diese Strasse am frühen Nachmittag und biegen auf eine weniger befahrene Strasse welche nun in nördliche Richtung führt. Die Strasse bleibt flach und links und rechts von uns erstrecken sich kleinere Wälder. Abends finden wir einen Campingplatz auf einer flachen Wiese direkt an einem grösseren Fluss. Es ist der erste Campingplatz von vielen, welcher perfekter nicht sein könnte. In den nächsten Tagen fallen wir relativ schnell in den wunderschönen Rad-Nomaden-Modus: Eat-Camp-Cycling… oder so 😉

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Da es bereits Anfang August ist, verschwindet die Sonne für ein paar wenige Stunden in der Nacht jeweils hinter dem Horizont. Das heisst zwar nicht das es komplett dunkel wird in der Nacht, aber dass wir stundenlange Sonnenuntergänge geniessen dürfen.

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Weiter nördlich wird die Gegend wieder hügeliger und wir müssen mehrere kleine Pässe überwinden um jeweils zum nächsten Fjord zu gelangen.

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Aber jeder Uphill wird dafür mit einer Wahnsinns-Aussicht belohnt.

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Den Kompass vervollständigen

Je weiter wir nach Norden kommen umso kahler wird auch die Gegend. Schnell sind die Bäume verschwunden und machen einer Pampa-ähnlichen Gegend Platz.

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Nach mehreren Tagen radeln befinden wir uns nun weit nördlich von Alta, der letzten grösseren Ortschaft. Vor uns zieht sich die Strasse der Küste entlang zum Horizont. Das Wetter ist nochmals merklich kühler geworden und der Wind hat ebenfalls zugelegt – zu unserem Nachteil bläst dieser uns hauptsächlich auf die Nase. Dennoch sind wir topmotiviert, denn das Nordkapp befindet sich nur noch wenige Kilometer entfernt.

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Ein windgeschützter Campingplatz zu finden wird aufgrund der fehlenden Bäumen fast unmöglich, dennoch finden wir meistens einen super schönen Schlafplatz wie z.B. dieser hier:

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Während den Uphills über die letzten Hügel, werden wir von interessierten Blicken verfolgt. Nicht nur die Flora hat sich geändert, sondern auch die Fauna. Rentiere sind hier oben so zahlreich wie in der Schweiz die Kühen auf den Feldern.

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Kurz vor unserem Ziel müssen wir noch einen fast 7 Kilometer Tunnel durchfahren welcher unter dem Meer entlangführt, und dann, am 11. August 2019 vervollständigen wir gemeinsam den letzten noch fehlenden Punkt auf meinem Kompass – Den nördlichsten Punkt der Reise, das Nordkapp.

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Bärenfleisch und Rentier-Sushi

Die Strecke hier hoch war kein Spaziergang. Eiskaltes Wetter kombiniert mit starken Winden haben an unserer Energie gezerrt. Wir entscheiden uns mit dem Bus die ersten 100 Kilometer zurück in den Süden zurückzulegen, auch weil wir sonst die gleiche Strecke nochmals fahren müssten. Danach radeln wir mit den Fahrräder weiter bis wir nicht nur wieder von Bäumen umgeben sind, sondern auch die Grenze nach Finnland passieren.

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Wir campieren an Seen welche von scheinbar endlosen Wäldern umgeben werden und geniessen die Nächte, welche nun endlich wieder komplett dunkel sind.

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Wir erreichen ein Skiresort, in welchem wir aufgrund der Nebensaison zu einem günstigen Preis in einem Luxus-Resort unterkommen und sind dabei die absolut einzigsten Gäste. Jup, Sauna und Swimmingpool für uns alleine!
Die Auszeit von dem Fahrradfahren und der Kälte des Nordens tut gut und wir geniessen die Zeit länger als wie geplant. Aus einer geplanten Nacht werden zwei und so rennt uns schlussendlich die Zeit davon, denn Ramona muss schon bald ihren Flug von Oulu aus erwischen. Also finden wir uns kurz vor Mittag vor einer Busstation wieder. Jegliche Transportmittel ausser Fähren machen mit vollbepackten Rädern keinen Spass und oft ist eine lange Diskussion mit dem Fahrer nötig, bevor die Räder akzeptiert werden. Wir befinden uns aber in Finnland und profitieren so von der finnischen Gemütlichkeit. Bereits bevor der Bus vor uns zum Stillstand kommt, schenkt uns der Fahrer ein freundliches Lächeln und hilft sogar mit, die Räder einzuladen.
Mit dem Bus sparen wir uns die knapp 200 Kilometer, und somit auch 2-3 Tage Radfahren im Gegenwind, bis Rovaniemi, dem Weihnachtsdorf von Finnland welches sich direkt am Polarkreis befindet. In Rovaniemi werden wir von Lilian und Jaako begrüsst, bei welchen wir die nächsten Tagen wohnen können. Lilian ist die Tochter von meinem ehemaligen Arbeitskollegen, welcher sie sofort kontaktiert hat, nachdem ich die geplante Route vergangenen Mai online gestellt habe. Obwohl wir uns noch nie persönlich gesehen haben, haben sie uns direkt zu sich nach Hause eingeladen! Gemeinsam verbringen wir die nächsten Tagen, schauen uns Rovaniemi an und Jaako, welcher als Koch in einem russischen Restaurant tätig ist, verwöhnt uns mit lokalen Leckereien – unter anderem Rentier-Sushi und Bärenfleisch! Yummy!!

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Viel zu schnell geht die Zeit vorbei und wir finden uns wieder an der Busstation von Rovaniemi. Nochmals verladen wir unsere Räder in einen Bus und fahren nach Oulu wo wir die letzten gemeinsamen Tagen noch in Ruhe ausklingen lassen. Und dann muss Ramona auch schon bereits ihren Flieger erwischen… um 6 Uhr morgens! Da so früh noch keine Busse zum Flughafen fahren und ein Taxi fast 100€ kostet, fahren wir bereits am Vorabend mit dem letzten Bus zum Flughafen. Ramona’s Fahrrad haben wir wieder in eine überdimensionale Kartonschachtel gepackt und so spielen wir die halbe Nacht lang «Bruce» und trinken Pfefferminz-Vodka. Im Morgengrauen verabschieden wir uns und Ramona verschwindet hinter einer weiteren Schiebetüre. Die gemeinsame Zeit war richtig schön und nun wieder alleine unterwegs zu sein fühlt sich erst einmal etwas falsch an. Aber Finnland, seine Leute und auch das Wetter, welches sich nun von seiner besten Seite zeigt, helfen sehr.

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Nach einer guten Woche Radfahren rollen meine Reifen über den smoothen Asphalt des Radweges hinein in die finnische Hauptstadt Helsinki. In der Stadt endet nicht nur die Strasse in Richtung Süden, sondern somit auch das Abenteuer Nordeuropa. Von hier aus geht es nun mit der Fähre über die Ostsee nach Osteuropa. Bis nach Hause sind es nur noch wenige Kilometer… doch zu dem kommen wir beim nächsten Mal!

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Gefahrene Route

 
		

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Europa du nervst!!! https://imout.ch/2019/09/20/5-europaeische-aufreger/ https://imout.ch/2019/09/20/5-europaeische-aufreger/#respond Fri, 20 Sep 2019 15:21:24 +0000 https://imout.ch/?p=12798 Die Rückkehr nach Europa war nicht nur einfach und es war auch nicht alles so «Wow-ich-wusste-gar-nicht-mehr-wie-schön-hier-alles-ist!», sondern ein paar Sachen waren einfach nur nervig – und […]

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Die Rückkehr nach Europa war nicht nur einfach und es war auch nicht alles so «Wow-ich-wusste-gar-nicht-mehr-wie-schön-hier-alles-ist!», sondern ein paar Sachen waren einfach nur nervig – und je länger ich darüber nachdenke, umso länger wird die Liste.
Also, wer heute einen Aufsteller lesen möchte, der sollte hier nicht weiterlesen dafür aber den Blogpost «5 Dinge welche ich von Europa vermisst habe«. Denn in diesem Post geht es um die europäischen Begebenheiten welche mich nach 3 Jahren ausserhalb Europas am meisten zur Weissglut getrieben haben.
Bereit? Also lasst uns direkt zur dunklen Seite Europas gehen:

Wo ist das Bargeld hin??

11 Uhr Morgens in Delft, Holland. Ein wunderschönes kleines niederländisches Kaff mit verträumten kleinen Grachten in welchen kleine Boote vor sich her dümpeln und bunte Fensterläden an den schmalen Häuser angebracht sind. Der Kirchenturm verkündet gerade die Uhrzeit und durch die kleinen Gässchen fahren aufgrund des gerade stattfindenen Feiertages viele Menschen mit ihren Fahrrädern (welches hier in etwas so sehr zur Kultur gehört wie der Käse zur Schweiz).
So sieht Delft übrigens aus:

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Ich stehe in der Bahnhofshalle von Delft und springe von dem einen auf das andere Bein, während ich vergeblich versuche die Tür vor mir zu öffnen. Nach einem Liter Kaffee muss ich relativ dringend aufs Klo, jedoch ist das hier nicht mehr so einfach wie es noch vor wenigen Tagen in Südamerika war. Denn die Tür lässt sich nur mittels Kreditkarte öffnen und obwohl mein Bankinstitut vom Nachbarland Deutschland ist, will das Türsystem die Karte nicht akzeptieren und eine Bargeld-Option gibt es nicht. Also kann man in diesem Land tatsächlich nur aufs Klo wenn man eine Kreditkarte besitzt!?
Ich gebe auf, gehe renne zurück zu Chocolate und fahre zum nächstbesten Café. Nur mal eben kurz das Klo benutzen geht natürlich nicht, weswegen ich mir einen Espresso für knappe 2€ bestelle (muss ja sowieso schon aufs Klo, also was solls.?) und kann – aha – nur mit Kreditkarte bezahlen. Der Sticker auf dem Tresen lässt nicht viel Spielraum.

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Immerhin wird meine Kreditkarte nun akzeptiert, der Espresso schmeckt und ich kann endlich aufs Klo.
Aber ehrlich… wo ist das Bargeld hin? Egal wo man in Europa hingeht, überall wird nur noch mit Karte bezahlt. Und nennt mich altmodisch, aber ich habe gerne Geld in der Hand. Für mich ist es dann eher greifbar und ich bin mir eher bewusst wie viel Geld ich gerade für welche Leistung ausgegeben habe. Zudem gibt es weltweit so viel schönes Geld welches man so gar nicht zu Gesicht bekommt. Und sowieso… nicht alle Menschen haben eine Kreditkarte. Wo gehen diese hin wenn sie mal aufs Klo müssen oder wenn sie einen Espresso trinken möchten? Klar war das Bargeld auch teilweise nervig… das feilschen an den Wechselstellen, das nie vorhandene Wechselgeld in Südamerika, die gefälschten Noten in Mexiko oder das aufgrund der hohen Inflation praktisch wertlose argentinische Geld. Aber das gehört genau so zum Reisen wie das super Sonnenaufgang-Foto für Instagram, für welches man extra um 4 Uhr Morgens aufgestanden ist (okay das ist ein schlechter Vergleich, aber ihr wisst was ich meine).
Ich werde auf jeden Fall auch nach meiner Rückkehr in die Schweiz noch weiterhin mit Bargeld bezahlen – sowieso jetzt mit den neuen schicken Geldscheinen!

Überfluss, Foodwaste, Konsum-Wahnsinn

Wenn man für eine sehr lange Zeit die Lebensmittel für den täglichen Konsum auf staubigen «Mercados» gekauft hat, wo die Ware meistens knapp bis nicht vorhanden war – sowieso wenn man nach 10 Uhr Morgens dort ankam – dann ist der Anblick eines europäischen Supermarktes Traum und Fluch zugleich.

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Frisches Brot bis spätabends, Fleisch ohne Ende und Milchprodukte bei welchen es einem schwindlig wird aufgrund der Auswahlmöglichkeiten. Dass dabei nicht gerade wenig im Mülleimer landet ist eine logische Konsequenz von diesem Überfluss.
Und nein ich möchte jetzt hier nicht den Gutmenschen spielen und wie so viele andere den Foodwaste anprangern welchen diese Konsumkultur hervorbringt, aber ist es wirklich nötig dass wir praktisch rund um die Uhr alles haben von was wir denken dass wir es brauchen? Wir sind es uns gewohnt nach Feierabend noch in den Supermarkt zu gehen und eine praktisch unbegrenzte Auswahl an Lebensmittel zu haben. Und genau das ist meiner Meinung nach falsch. Denn es funktioniert im Grossteil der anderen Ländern anders – und es funktioniert! Wer frühmorgens auf den Markt kommt profitiert von frischen Lebensmittel und einer grossen Auswahl und wer später kommt muss halt eben seinen Menüplan den noch verfügbaren Produkten anpassen. Klar haben wir alle unterschiedliche Arbeitszeiten und nicht jeder kann noch vor der Arbeit einkaufen gehen, aber das ist auch im Rest der Welt so – und trotzdem klappt es. Ich denke wenn man mehr mit seinen Mitmenschen redet, dann lässt sich bestimt eine Lösung finden, aber das ist ein weiteres Problem was in der westlichen Welt leider viel zu sehr verloren ging.

Wie man in anderen Ländern einkauft:

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Radwege

Was schon wieso denn das!? Obwohl ich genau das gleiche schon mal bei den positiven Sachen von Europa erwähnt habe, muss ich es auch hier bei den negativen Sachen denn es ist so:
Es ist schön auf einem Radweg unterwegs zu sein, aber was bringt es einem wenn dieser mit Hindernissen vollgestopft und Schlaglöchern übersät ist. Oder wenn dieser einfach mittendrin aufhört und man eine 6-spurige Schnellstrasse überqueren muss um wieder an den Fahrbahnrand zu kommen? Werden hier wirklich Radwege für die Sicherheit der Radfahrer gebaut oder einfach nur um irgendwelche politische Versprechen einzulösen?
Liebe Stadtplaner/Politiker, es gibt Dinge im Leben die macht man entweder richtig oder dann aber gar nicht. Brücken sind so etwas, denn es ist einfach nicht gerade gut für das Image einer Stadt wenn diese einstürzt oder einfach in der Hälfte aufhört. Genauso nützt ein Staudamm welcher nur zur Hälfte fertiggestellt ist auch niemandem. Wieso aber macht man dann aber genau das mit den Radwegen!?
Ein schlechter Radweg ist nicht nur nervig sondern verschlechtert die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer massiv da Radfahrer und Fussgänger oft gezwungen sind den gleichen Streifen Asphalt zu benutzen und es meist keine klare Trennung zwischen den beiden gibt. Vielerorts müssen Radfahrer zudem unlogische und teilweise sogar riskante Fahrmanöver machen um überhaupt auf einen Radweg zu gelangen. Und dann kommt natürlich noch dazu, dass aufgrund der schlechten Radwege diese ganz einfach nicht benutzt werden, was der Kampf zwischen Autofahrer und Radfahrer nur noch verschärft und es einfach viele Idioten gibt welche dann deswegen extra knapp überholen oder Radfahrer sonst wie gefährden. Ach ja und dann kommen ja noch die vielen Elektroscooter dazu, welche nun auch noch irgendwo dazwischen rumwuseln.
Auf über 54’000 Kilometer habe ich viele Radwege weltweit benutzt und nur die holländischen und belgischen waren davon brauchbar, wobei auch diese teilweise in den Innenstädten versagten. Ich finde, dass wir endlich einsehen müssen, dass sich nicht nur unser urbanes Zusammenleben komplett verändert hat sondern auch die mobilen Möglichkeiten. Unsere Fahrräder haben nun einen Elektromotor und sind mit über 30 Sachen unterwegs und es gibt Fahrräder für nur jeden erdenklichen Zweck. Wir sollten endlich dafür Platz schaffen damit wir diese Möglichkeiten auch richtig nutzen können. Wir sollten beginnen Radwege so zu bauen wie wir vor einigen Jahrzehnten auch unsere Autobahnen gebaut haben. Barrierefrei, Getrennt von anderen Verkehrsteilnehmern und vom Gegenverkehr und mit genügend Platz für alle.
Und wieso ich das speziell hier erwähne? Weil, obwohl es auf anderen Kontinenten auch Radwege gibt, es nirgendwo so schlimm ist wie in Europa. Und übrigens beziehe ich das hier auf die Radwege in den Innenstädten. Die meisten europäischen Radwege auf dem Land sind eine wahre Meisterleistung und machen echt Spass.

Radweg in Antwerpen, Belgien:

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Zombies!

Egal wohin man schaut, es sind nur noch Zombies unterwegs. Alle schauen sie in ihr Smartphone-Display und wandeln wie halbtote durch die Städte und über Strassen – und nicht selten direkt vor mein Vorderrad.
Smartphones gibt es überall auf der Welt, nur kommt mir die Benutzung von diesen sehr unterschiedlich vor. Denn während in Südamerika oder Asien diese Geräte ebenfalls omnipräsent sind, stehen sie nicht so krass im Vordergrund wie sie dies hier tun. Dort ist der persönliche Kontakt noch viel wichtiger als wie der Blick aufs Handy und man spricht entsprechend noch viel mehr miteinander. In Europa aber ist es mittlerweile praktisch unmöglich noch mit jemandem zu sprechen da sich alle immer quasi in einer anderen Welt befinden. Blickkontakt gibt es nicht mehr und der Austausch mit den Mitmenschen beschränkt sich gerade noch auf ein «Bitte» und «Danke» in den Supermärkten oder Cafés.
Ich wurde oft gefragt ob ich mich denn als Alleinreisender nicht auch oft Alleine fühle und bisher konnte ich diese Frage immer verneinen. Denn egal wo ich hinkam, kamen Leute auf mich zu und wollten wissen wo ich herkomme und was mein Ziel ist mit diesem schwer beladenen Fahrrad. Es entwickelten sich immer interessante Gespräche die nicht selten in echter Freundschaft endeten. Okay schlussendlich wurde dann doch oft noch das Smartphone gezückt, aber nur um ein Selfie zu schiessen oder die Nummer auszutauschen.
Aber hier in Europa ist es anders. Hier in Europa kann man echt leicht vereinsamen. Hier leben wir alle alleine zusammen und das zu sehen schmerzt echt ein wenig.

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Die Strasse in die Arktis https://imout.ch/2019/09/12/die-strasse-in-die-arktis/ https://imout.ch/2019/09/12/die-strasse-in-die-arktis/#respond Thu, 12 Sep 2019 10:06:53 +0000 https://imout.ch/?p=12786 Die ersten Sonnenstrahlen dringen durch die dicke Baumkrone über mir direkt an mein Gesicht. Ich liege dick verpackt in dem Schlafsack und geniesse diesen kurzen Moment […]

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Die ersten Sonnenstrahlen dringen durch die dicke Baumkrone über mir direkt an mein Gesicht. Ich liege dick verpackt in dem Schlafsack und geniesse diesen kurzen Moment am Morgen in welchem die ganze Welt okay ist weil das Gehirn noch im Schlafmodus ist und so die bevorstehenden Aufgaben und Probleme ausgeblendet werden. Zudem ist es einfach ein wahnsinnig schönes Gefühl mitten im Wald aufzuwachen ohne irgendein Stück Stoff zwischen einem selbst und der Natur zu haben. Denn ich befinde mich in Dänemark und kann hier die kleinen Schutzhütten nutzen, welche die Regierung vor einigen Jahren überall im Land verteilt haben. Meistens handelt es sich dabei nur um kleine Unterstände ohne Fenster oder Türen, da sie auf der einen Seite komplett geöffnet sind. Und ganz oft gibt es sogar Trockentoiletten und einen Wasseranschluss! Ein Luxus nach den dicht besiedelten Gebieten in Deutschland und den Benelux-Ländern (siehe Blogpost «Nur zu Gast«).

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Der Mann im Walde

Vor wenigen Tagen habe ich Hamburg hinter mir gelassen um endlich den Norden von Europa in Angriff zu nehmen, Skandinavien. Das Ziel ist das Nordkapp, der nördlichste Punkt in Europa welcher sich bereits im 71sten nördlichen Breitengrad befindet und somit weit über dem arktischen Polarkreis. Im Sommer geht da oben die Sonne niemals unter – und im Winter dafür niemals auf. Abgesehen vom starken und eiskalten arktischen Wind, herrscht eine Temperatur welche nur selten die 15 Grad Marke überschreitet – im August! Eigentlich kein Ort an welchem man mit dem Fahrrad sein möchte, jedoch nach der kalten Zeit in Patagonien genau das was ich irgendwie vermisse… also los!

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Ich packe meine wenigen Sachen auf das Fahrrad, koche Kaffee und trete, nur 40 Minuten nachdem die ersten Sonnenstrahlen ins Gesicht erwärmten, los. Dänemark ist flach und der Wind auf meiner Seite… naja also fast, aber immerhin nicht direkt von vorne.


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Wie ein Gitternetz spannen sich die kleinen Strassen über die von der Landwirtschaft geprägten Landschaft und ohne GPS würde ich mich hier wohl hilflos verfahren. Der Endpunkt meiner Route für heute liegt auf dem Radshuspladsen in Kopenhagen und wäre eigentlich einfach erreichbar in einem Tag. Jedoch konnte ich leider keinen Warmshowers-Host finden und die Hostels sind schlicht zu teuer für mein Budget (oooh wie vermisse ich die günstigen Hospedajes in Südamerika). Daher verlasse ich die Route 17 Kilometer vor dem Zentrum und fahre in ein kleines Waldstück in welchem weitere Schutzhütten vorhanden sind. Es wird meine «Homebase» für die nächsten Tagen um die Stadt zu erkunden. Ich fühle mich ein bisschen wie ein absoluter Aussteiger, welcher ausserhalb der Stadt im Wald wohnt und jeden Tag kurz vor der Dämmerung zurück in seinen Unterschlupf geht 😉

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Tigerkaka zum Essen

Von Kopenhagen geht es entlang der Küste weiter nach Norden bis zur Ortschaft Helsingor. Von hier aus sind es nur wenige Kilometer über das Meer bis nach Helsingborg in Schweden. Also geht es für Chocolate mal wieder über eine Eisenrampe hinein in den Schlund der riesigen Fähre. Es wird die erste von sehr vielen Fähren sein bis hinauf ins Nordkap, denn die Küstenstrasse in Norwegen ist keineswegs eine durchgehende Strasse sonder viel mehr einen Mix aus Strasse und Fährenverbindungen.
Die nächsten Tagen folge ich dem Radweg entlang der schwedischen Küste hinauf bis nach Oslo. Dabei treffe ich auf Angie, eine Radreisende aus der Schweiz und campe an den wohl so ziemlich schönsten Orten überhaupt.

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Und hier noch Schweden-Deko welche garantiert nicht aus der IKEA kommt

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Und hier noch das Briefkasten-System der Schweden

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Ich überquere die Grenze nach Norwegen nach (leider) nur wenigen Wochen in Schweden. Hier wäre ich gerne länger geblieben, denn zum Radfahren ist es einfach nur genial. Aber da die norwegische Küste schöner sein soll als wie die endlosen Wälder im Landesinneren von Schweden, gibt es keinen anderen Weg als wie zuerst nach Oslo. In Oslo habe ich mit Nora endlich wieder einen Warmshowers-Host und geniesse die Auszeit in der Hauptstadt bevor es zurück ins Landesinnere geht, hinauf nach Trondheim. Von Oslo selbst habe ich keine Fotos (Schande über mich), dafür aber von dem Weg nach Trondheim:

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Bereits in Oslo gab es fast keine Nacht mehr sondern eher nur eine längere Dämmerung bevor die Sonne dann wieder über den Horizont kletterte. Dieses Bild zeigt ein See in der Nähe von Oslo kurz nach Mitternacht:

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Aber das Beste an Norwegen ist wohl das, was hier gegessen wird: Tigerkaka! En guete 😉

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Fv17 – Die Strasse in den Norden

In Trondheim erreiche ich wieder die Küste, was sich vorallem durch die krächzenden Möwen bemerkbar macht. Ich bin eigentlich überhaupt nicht ein «Beach Boy» und versuche möglichst das Meer resp. die Küste zu vermeiden, hier in Norwegen jedoch stellt genau diese das eigentliche Highlight dar. Die Fv17 ist eine Strasse welche von Trondheim entlang der Küste bis hinauf nach Bodø führt, eine Stadt welche sich bereits über dem Polarkreis befindet. Die Strasse schlängelt sich dabei durch die Fjorden entlang an felsigen Abhängen und durch endlos lange Tunnel. Eigentlich ist direkt hinter jeder Kurve ein weiteres Postkarten-Motiv und so ist ein Vorwärtskommen nur schwer möglich da längere Fotopausen einfach fast Pflicht sind. Und wenn man dann Abends müde ist, erlaubt das «Allemansrätten» das Campieren an fast jedem Ort. Dieses Gesetzt ist quasi der Freipass zum wildzelten an jedem erdenklichen Ort, solange dieser 150 Meter Abstand zum nächsten permanent bewohnten Gebäude hat (weitere Infos hier). Die Fv17 kombiniert mit dem Allemansrätten macht die Strecke zu einer der beliebtesten Route Europas. Und das zu Recht:

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Und Abends dann so:

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Von Panama nach Tromsø

Ich erreiche Bodø nach wenigen Wochen und bin etwas vor dem Zeitplan. Denn nur wenigen Kilometer nördlich befindet sich die Stadt Tromsø von wo aus Ramona mit mir bis nach Finnland mitfahren wird. Ramona traf ich vor ziemlich genau zwei Jahren in einem Hostel in Panama City. Wir waren damals beide unterwegs nach Südamerika und mussten den Darien Gap überqueren um dorthin zu kommen (die Stories dazu hier: Der Umweg ins Paradies sowie The bit in the middle). Eigentlich hatten wir damals nur einen knappen Tag zusammen, jedoch reichte dies aus um für so lange Zeit in Kontakt zu bleiben. Denn wenige Monaten nach unserem Treffen schickte sie mir eine Nachricht, und meinte dass sie gerade von der Schweiz nach Amsterdam fuhr – mit dem Fahrrad! So wie es scheinte war meine Reise eine echte Inspiration für sie, und sie war hungrig auf mehr. Und so kommt es nun, dass wir uns zwei Jahre später auf der anderen Seite des Globus wieder sehen werden, um gemeinsam zum nördlichsten Punkt in Europa zu fahren. Cool!
Aber wie gesagt, ich bin etwas zu schnell unterwegs… also muss ab jetzt etwas anderes gemacht werden als wie Radfahren – ich gehe Wandern!

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So schön, dass es schon fast etwas surreal wirkt… der Rago Nasjonalpark ist (zurzeit) noch ein kleiner Insidertipp welchen ich nur durch Zufall gefunden habe. Während die meisten Touristen auf die Lofoten reisen, finden nur wenige den Weg ins Landesinnere zum Rago Nasjonalpark. Da es mitten in den Sommerferien ist und bereits die Fv 17 gefährlich voll war mit Wohnmobilen, ist dies der genau richtige Rückzugsort für mich. Und ja, es hat sich gelohnt!

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Und so sehen norwegische Wanderwege aus

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Mit der Auszeit im Nationalpark sowie noch einem Ruhetag an einem See im Grünen, erreiche ich Tromsø zwei Tage vor der Ankunft von Ramona. In einem Airbnb kann ich endlich mal wieder eine richtige Dusche geniessen (nicht das eiskalte Wasser vom Fluss) und das Bett fühlt sich so flauschig an wie schon lange nicht mehr. Und obwohl das hier alles gerade ziemlich schön ist, vermisse ich die überwältigende Natur von Norwegen bereits nach wenigen Stunden. Nun muss nur noch Ramona ihren Flug erwischen, und dann werden wir bereits in drei Tagen wieder im Sattel sitzen um noch die letzten Kilometer bis zum nördlichsten Punkt gemeinsam zu erradeln. Also ab zum Flughafen…

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Gefahrene Route


		

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Nur zu Gast https://imout.ch/2019/08/17/nur-zu-gast/ https://imout.ch/2019/08/17/nur-zu-gast/#respond Sat, 17 Aug 2019 14:34:48 +0000 https://imout.ch/?p=12684 Europa… wie ich doch diesen Kontinent vermisst habe und jetzt wieder mittendrin stecke. Ehrlich, ich stolpere noch immer ein bisschen durch diese alte aber nun wieder […]

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Europa… wie ich doch diesen Kontinent vermisst habe und jetzt wieder mittendrin stecke. Ehrlich, ich stolpere noch immer ein bisschen durch diese alte aber nun wieder neue Welt, welche sich vor mir öffnete als ich vor gut 3 Monaten durch die Schiebetür des Flughafens Gatwick in London ging (lese die Story hier). Nach fast 3 Jahren unterwegs in Asien sowie Nord- und Südamerika, verlernt man anscheinend viele Sachen, welche zu Europa einfach dazugehören. Und jetzt ist es Zeit, wieder zurück in die europäische Gesellschaft zu gehen…

Frankreich – oh Putain!

Ich verliess das Haus von David in der Vorstadt von London vor 2 Tagen und rollte die ersten Kilometer über die leichten Hügel bis nach Dover, nahm die Fähre nach Calais in Frankreich, und fand mich somit wieder auf dem europäischen Festland. Meine Heimat ist von hier aus nur noch so ca. 700 Kilometer entfernt! Wahnsinn, so Nahe war ich ja schon lange nicht mehr!

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Ein paar Kids mit schweren Schulranzen standen am Rand des Radweges und bereits von weitem vernahm ich das Wort, welches jeder französischer Reisender in gefühlt jedem Satz verwendet: Oh Putain! Da ist es wieder, aber nun nicht irgendwo in Südamerika sondern mitten in Frankreich.
Über mir breitete sich ein weiter blauer Himmel aus, welcher von fast keiner Wolke verdeckt wurde. Die grünen Hügel wurden immer mal wieder von kleinen Bauernhöfen und Agrarflächen unterbrochen, auf welchen sich ein perfektes Muster abzeichnete welches so nur mit Maschinen möglich ist. Ich folgte einem Radweg auf welchem so gut wie kein anderer Verkehr unterwegs war und wenn doch, dann nur grosse landwirtschaftliche Fahrzeuge (welche perfekte Muster in die Agrarflächen pflanzten). Der technische Fortschritt hier gegenüber anderen Gegenden der Welt war unübersehbar. In Peru waren es Esel und Pferde welche mir auf Nebenstrassen entgegen kamen und hier waren es Fahrzeuge mit schweren Motoren und Räder welche über 2 Meter hoch sind.
Die Anzahl an Häuser nahm langsam zu und schon bald rollte ich wieder über Strassen welche mit Autos und Lastwagen beinahe überfüllt waren. Ich kam in die Vorstadt von Lille welche nicht nur durch ihre wunderschöne Altstadt entzückt, sondern auch ein ganz spezielles Geschenk für mich hatte: Meine Mama! Während der ganzen Reise haben wir uns nie gesehen! Aber heute ist es mal wieder so weit. Es ist der 21. Mai 2019, auf den Tag genau 3 Jahre nach meiner Abreise!

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Belgien – und husch war es auch schon wieder weg!

Ich blieb zwei Tage in Lille und genoss jede Sekunde zusammen mit meiner Mama und ihrem Partner Peter. Wir fuhren runter an den Strand, assen das beste Essen seit… ähm… sehr sehr langem und ich schlief mal wieder in einem richtigen Hotel, wo man die Dusche nicht mit Kakerlaken und sonstigem Getier teilen musste.

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Doch noch war ich hier nur zu Gast, denn die Reise war noch nicht fertig und ich musste noch viele weitere Kilometer in die Pedalen treten, bevor das Rad endgültig entladen wird und ein neues Leben startet. Also hängte ich die Taschen wieder an das Rad, zog alle Gurte fest, verabschiedete mich (ich hasse Abschiede!) und fuhr weiter nach Osten. Schnell fand ich mich wieder inmitten dieser grünen Hügel und auf kleinen Wegen mit Traktoren und praktisch keinen anderen Verkehrsteilnehmern. Aaah so europäische Radwege können schon wahnsinnig schön sein 🙂 Und diese wurden dann noch besser, denn kurz nach der Grenze nach Belgien, wurden diese zu regelrechten Highways auf welchen nur Fahrräder und Fussgänger erlaubt sind. Ein wahrer Traum! Zudem verschwanden auch schon ziemlich bald die letzten Hügeln und die Niederlanden waren schon zum Greifen nah. Ich stoppte kurz in Brüssel um die Stadt anzuschauen, campierte an einem wunderschönen See und fand dann auf einmal eine Stadt die mindestens so schön wie Brüssel war – und nein, ich habe keine Ahnung mehr wie diese hiess 😉

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Ich passierte noch kurz Antwerpen mit seinen bereits sehr futuristischen Bauten und den super Radwegen und dann kam auch schon bereits die Grenze zu den Niederlanden, wobei es eigentlich gar keine Grenze war, eher eine Strassenkreuzung bei welcher eine Strasse bereits in den Niederlanden war und der Rest aber noch in Belgien. Aber keinen Grenzposten, keinen Grenzstein, keine Markierung und keine Polizei… nach den teils schwerbewachten Grenzübergängen im Rest der Welt ein sehr ungewohntes Bild, welches aber überaus willkommen ist. Ich fuhr also an dieser Kreuzung in die kleine Strasse die nicht mehr zu Belgien gehörte und war zack bumm bereits in den Niederlanden. So schnell geht’s! Belgien war ein «Gastspiel».

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Niederlanden – okay jetzt wird’s flach

In den Niederlanden Radfahren kann sehr viel Spass machen, wenn man den Wind im Rücken hat, oder aber sehr nerven, wenn dieser von Vorne bläst. Auf den ersten Kilometern hatte ich keines von beidem, denn der Wind war absolut inexistent und so kühlte nur der Fahrtwind ein bisschen. Denn auch an dem Tag strahlte mal wieder die Sonne von einem stahlblauen Himmel auf mich herab und das Thermometer kratzte an der 30-Grad-Marke. In meinem Rückspiegel konnte ich einen schwarzen Punkt erkennen, welcher sich relativ zügig mir näherte. Der schwarze Punkt wurde grösser und entpuppte sich als einen anderen Radfahrer. Plötzlich fühlte ich mich richtig langsam angesichts der Geschwindigkeit des anderen Radfahrers und ich versuchte das Tempo zu erhöhen. Bei diesen Temperaturen eine schlechte Idee und auch absolut unmöglich.

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Als der Radfahrer auf meiner Höhe war, bremste er ab und beäugte mit grossen Augen mein Gepäck. Ich beäugte im Gegenzug seine Gestalt, denn beim Radfahrer handelte es sich nicht um einen Radrennprofi oder um einen durchtrainierten Sportler, sondern um einen Greis welcher anscheinend schon lange in Rente ist. Das kann doch nicht sein, dass dieser so viel schneller unterwegs ist als wie ich?! Also betrachtete ich mal das Rad etwas genauer und – aha!: Da steckt doch ein Elektromotor drin!
«You’re cheating» sagte ich zu ihm und zeigte auf seinen Elektromotor. Er begann zu lachen und antwortete in perfektem Deutsch, dass man das mit 86 Jahren durchaus auch darf. Mit 86 Jahren!! So begannen wir ein Gespräch über das Reisen und Radfahren und ziemlich schnell merkte ich, dass ich einen wahren Globetrotter neben mir hatte. Per Autostopp hatte er in den jungen Jahren fast jedes Land auf dem Globus bereist, fährt jetzt jedoch lieber mit dem Fahrrad ein bisschen in der Gegend rum. Jeden Tag die genau gleiche Route mit einem Stopp in der immer genau gleichen Bar wo er den immer gleichen Schnapps trinkt – aber nur ein Glas, denn zwei wären ja ungesund! Er muss es wissen, so fit wie er mit 86 Jahren noch ist… Schnell erreichten wir die Bar und er stoppte für seinen Schnapps. Ich fuhr noch ein paar Kilometer weiter und errichtete mein Camp zwischen ein paar Büschen direkt an einem Kanal. Wenige Tage später erreichte ich Rotterdam wo ich mal wieder einen Warmshowers-Host fand und ein richtiges Bett und Dusche geniessen konnte. Die Geschichte von meinem Host war übrigens auch schon fast filmreif, denn es handelte sich um ein junges Paar, welches sich per Warmshowers vor ein paar Jahren kennen und lieben lernten. Sie ist nun schwanger, verlobt und in ein paar Monaten ziehen sie zurück nach Budapest, dorthin wo sie sich damals kennenlernten. Aaaauw wie schön und ein eindeutiges Zeichen, dass ich mehr Warmshowers machen sollte 😉 Und genau dies tat ich nach dem obligatorischen Sightseeing in Rotterdam, und kontaktierte Wieneke, einen Warmshowers-Host in Amsterdam. Meinem nächsten Stop.

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Wieneke antwortete schnell und lud mich sofort zu ihr nach Hause ein. Also packte ich (mal wieder) meine Taschen aufs Rad und radelte über weiterhin perfekte Radwege weiter nach Osten. So schön gemütlich es bei meinem Warmshowers-Host auch war, ich musste weiter, denn noch war ich nur zu Gast.
Amsterdam liegt nur «wenige» Kilometer von Rotterdam entfernt und wäre eigentlich in einem Tag problemlos erreichbar. Aber ich hatte Zeit und fuhr somit einen etwas grösseren Umweg über diverse malerische Dörfer und Schleusen um schlussendlich dem Radweg entlang der Küste folgen zu können. Und was kann ich sagen… es hat sich gelohnt!

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Man merkt schnell wenn man in Amsterdam ankommt, denn die Dichte an Menschen (allen voran Radfahrer) nimmt beträchtlich zu, Menschen aus aller Welt mit komischen Sprachen und noch komischeren Klamotten ebenfalls und plötzlich ist man umgeben von schmalen Häusern und Grachten in welchen die Einheimischen (aber auch Touristen) anscheinend ihren Müll, Fahrräder und manchmal auch Autos entsorgen – und über allem liegt der süssliche Geruch von Cannabis. Ach ja und aus kleinen Räumen mit einer grossen Fensterscheibe betrachten spärlich bekleidete Frauen dein Fahrrad…. 😉

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Ich fuhr mit Chocolate wieder aus diesem kleinen «Disneyland» hinaus und fand wenige Kilometer weiter das Zuhause von Wieneke. In ihrer stilvoll eingerichteter Wohnung wartete bereits ein komplettes Zimmer inkl. Balkon und riesengrossem Bett auf mich und ich fühlte mich mal wieder wie ein König! An diesen Luxus hätte ich mich glatt gewöhnen können, durfte es aber noch nicht, denn – ganz genau – ich war ja nur zu Gast und noch nicht Zuhause. So kochten wir zusammen Abendessen, quatschen stundenlang übers Reisen, Amsterdam und die Welt und fuhren zwei Tage später zusammen mit dem Fahrrad durchs Umland von ihrer Heimatstadt.

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Am späten Nachmittag fuhr sie zurück nach Hause und ich fand ein ruhiger Platz zum zelten in einem verlassenen Waldstück. So schön dieser Platz auch war, er war viel zu weit weg von dem Tagesziel am nächsten Tag. Denn ich hatte eine Einladung von Jaap, dem Onkel von Marteijn mit welchem ich in Mexiko und Ecuador zusammen unterwegs war. Und Jaap wohnte 140 Kilometer weiter östlich, also viel Strecke für nur einen Tag. Aber die Niederlanden sind ja bekanntlich flach und wenn der Wind von der richtigen Richtung weht, dann klappt das schon irgendwie. Und ich hatte Glück! Mit einem Durchschnitt von 24km/h ging es am nächsten Tag über smoothen Asphalt den Kanälen entlang. Radfahren kann so schön sein, wenn einfach alles passt, und da konnte mich auch die gerissene Kette nicht aufhalten. Am späteren Nachmittag erreichte ich das Haus von Jaap, wo mich bereits ein leckeres Abendessen, ein warmes Bett und eine heisse Dusche erwartete. So viel Gastfreundschaft in so kurzer Zeit ist überwältigend!

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Jaap ist selber auch Radreisender und hat schon viele Touren in der ganzen Welt gemacht. Unter anderem auch ans Nordkapp, meinem Ziel für Skandinavien. So machte ich mich am nächsten Tag frisch geduscht, ausgeschlafen und mit viel Infos und Tipps auf nach Norden. Aber vorher gibt es noch einen kleinen Abstecher in eine alte Heimat von mir…

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Deutschland – Moin moin!!

Der Grenzübergang nach Deutschland konnte ich mal wieder nur erahnen, war er doch so gut getarnt. Aber irgendwann waren die gelben Nummerschilder weg und leider auch die guten Radwege. Auf Buckelpisten holperte ich mit Chocolate durch die innerstädtischen Bereiche und wurde jedes Mal beschimpft wenn ich doch mal auf die Strasse auswich um den schlimmsten Schlaglöchern zu entkommen. «Wenn es einen Radweg gibt, dann muss dieser auch von dem Radfahrer benutzt werden – egal in welchem Zustand dieser ist», werde ich von einem Fussgänger belehrt. Ein anderer kommt gleich mit «Strassenverkehrsverordnung Absatz….» mehr habe ich nicht verstanden, denn irgendwie hatte ich so gar keinen Bock mich noch länger mit solchen Menschen zu unterhalten. Dafür waren aber die Campingspots umso besser hier:

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Ich erreichte nach ein paar Tagen Hamburg. Hier habe ich in meinen «Jugendjahren» mal ein paar Monate gelebt und somit war dieser Stop etwas ganz besonderes für mich. Auch deswegen, weil ich hier auf Freunde traf, welche ich an einem völlig anderen Ort auf dem Globus kennengelernt hatte. So zum Beispiel Torsten und Susanne, welche ich auf einem sehr verkehrsreichen Highway in der Wüste von Arizona in den USA kennengelernt habe. Sie waren damals ebenfalls mit dem Rad unterwegs um den Globus, allerdings in entgegengesetzter Richtung. Als ich ihnen sagte dass ich demnächst nach Hamburg kommen werde, luden sie mich sofort zu sich nach Hause ein und so traf ich Torsten am späten Nachmittag an der Binnenalster, einem der besten Punkten in Hamburg um die Stadt geniessen zu können. Zusammen fuhren wir zu ihm nach Hause, wo ich im Wohnwagen schlafen konnte (seeeehr luxuriös) und feierten unser Wiedersehen mit einem eiskalten Bier. Susanne war noch auf Geschäftsreise und so wiederholten wir das Ganze später nochmals auf der Hamburger Partymeile, der Reeperbahn.

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Ich blieb lange in Hamburg… sehr lange – fast eine ganze Woche. In dieser Woche reparierte ich endlich lange geplante Sachen an Chocolate, ersetzte und reparierte diverse Ausrüstungsgegenstände und genoss ganz einfach mal wieder die Vorzüge von dem westlichen Leben, welches ich in den letzten Jahren durch mein Nomadenleben eingetauscht hatte (hier die 5 Sachen welche ich am meisten vermisst habe von Europa).
Nach ein paar Tagen traf ich dann auch noch auf Andreas, welchen ich vor wenigen Monaten in der Wüste Boliviens getroffen hatte und mit welchem ich anschliessend Neujahr gefeiert hatte.

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Zusammen gingen wir zu den besten Ecken der Stadt, tranken das beste Bier (und vor allem der besten Schnapps), assen viel zu grosse Kebaps und liessen das Hamburger Stadtleben an uns vorbeiziehen.

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Und weil alle guten Dinge Drei sind, traf ich am letzten Tag noch Bea und Manfred, die Eltern meiner besten Freundin aus der Schweiz, welche zufällig zur gleichen Zeit in der Hansestadt weilten. Dieser Zufall hat auf der Reise bereits schon einmal zugeschlagen, nämlich fast zwei Jahren vorher in San Francisco. Damals liefen wir uns ebenfalls zufällig über den Weg, wobei dies eigentlich statistisch gesehen so gut wie unmöglich ist. Aber eben, «it’s a small world!». Wir gingen seeeehr gut essen, bestaunten die Elbphilharmonie und tauschten uns aus über die vergangenen Jahren und das Reisen.

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Ein komplett ungeplantes Treffen an einem wunderschönen Sommertag in Hamburg. Es macht das Weiter-Reisen nicht einfacher, aber dennoch musste ich bereits am nächsten Tag mein Rad wieder beladen, Abschied nehmen von meinen Freunden und wieder in die Pedalen treten. Den noch bin ich nur zu Gast und noch nicht Zuhause…

Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle an alle Menschen die mich in dieser Reise unterstützt haben! Ich habe es schon oft gesagt, aber es ist wirklich so…: ohne euch wäre ich niemals so weit gekommen. Vielen Dank an alle die mir eine Spende, Dusche, Bett, Wohnwagen, Platz zum Zelten, ein Essen, eine Flasche Wasser…. und vor allem auch ihre Zeit gegeben haben! Eine Reise ohne euch wäre nicht möglich.

Übrigens: Blogpost waren in letzter Zeit etwas selten. Das liegt daran, dass ich zurzeit in einer Gegend unterwegs bin, in welcher es schlicht nicht so einfach ist einen Platz zum Schreiben zu finden. Zudem habe ich es geschafft mein Handy in eine norwegische Schlucht zu werfen (ooooh ja die Story kommt im nächsten Blogpost ;)). Aber der nächste Beitrag ist bereits in Bearbeitung!

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5 Dinge welche ich von Europa vermisst habe https://imout.ch/2019/06/27/5-dinge-welche-ich-von-europa-vermisst-habe/ https://imout.ch/2019/06/27/5-dinge-welche-ich-von-europa-vermisst-habe/#respond Thu, 27 Jun 2019 12:33:32 +0000 https://imout.ch/?p=12486 Im letzten Blogpost «Fremdes Zuhause» habe ich es schon etwas beschrieben, wie es sich wirklich anfühlt nach knapp 3 Jahren wieder zurück auf den Kontinent zu […]

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Im letzten Blogpost «Fremdes Zuhause» habe ich es schon etwas beschrieben, wie es sich wirklich anfühlt nach knapp 3 Jahren wieder zurück auf den Kontinent zu kommen auf welchem man aufgewachsen ist. Wie es ist, auf einmal die damals komplett normalen Gegebenheiten mit «frischen Augen» zu sehen. Und dass dies auch nicht immer einfach ist. In diesem kurzen Blogpost geht es aber nicht um die negativen Dingen, sondern um die, welche Europa wunderbar machen und weswegen es sich doch gelohnt hat wieder hierher zurückzukehren – und es sind die kleinen Dinge! Also beginnen wir doch gleich hier:

1: Wechselgeld

Moment, wie bitte? Wer benutzt denn heute noch Bargeld? Ja, sorry, ich mache das noch und werde es auch in Zukunft noch so machen. Denn ich finde, dass man nur so noch den richtigen Wert der Dienstleistung erkennt welche man gerade erwirbt. Geld wird für mich erst real, wenn ich es in den Händen halten kann. Schliesslich ist es auch nicht das gleiche ein Buch auf dem Kindle-Reader zu lesen oder als Paperback-Version.
Genau so wie es hier selbstverständlich ist mit einer Plastikkarte für alles zu bezahlen, genau so ist es in vielen Ländern ausserhalb Europas selbstverständlich mit Bargeld zu bezahlen – nur heisst das noch lange nicht, dass auch genügend Wechselgeld in den Kassen vorhanden ist. In Südamerika musste ich oft von Laden zu Laden gehen um Wechselgeld in kleinen Dollar-Beträgen zu erhalten. Und in den abgelegenen Dörfern weit draussen der bolivianischen Wüste war es sogar oft so, dass man auf den Cent genau die Ware bezahlen musste – oder das Rückgeld in Form von Bonbons bekam.
Als ich vor wenigen Wochen in London ankam und mein Frühstück von 4.60£ bezahlen wollte stellte ich schockiert fest, dass ich nur eine 20£ Note in der Brieftasche hatte. Ein so hohes Wechselgeld wäre in Südamerika ein Ding der Unmöglichkeit und würde praktisch nirgendwo akzeptiert werden. Der Koch hat jedoch nicht mal mit der Wimper gezuckt und mir ohne etwas zu sagen das exakte Wechselgeld zurückgegeben. Hört sich für viele jetzt an als wäre es eine völlig normale Situation, für mich war es aber wie ein kleines Wunder.

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2: Toilettenpapier

Okay gehen wir noch ein bisschen zurück an diesem Tag… Mein Flieger landete zur absoluten Unzeit um 03:30 Uhr in London. Völlig verschlafen verliess ich das Flugzeug und musste erstmal auf das Klo. Dort angekommen die erste Überraschung: es war sauber! Und zwar alles und überall. Es stank nicht nach altem Urin oder weiss Gott was, sondern war einfach nur weiss und rein. In der Kabine die zweite Überraschung: da hing ein grosser Plastikkasten an der Wand aus welchem Toilettenpapier schaute. Toilettenpapier! Ein Gegenstand welcher zu unserem täglichen Leben gehört und über welchen wir uns eigentlich nie Gedanken machen. Dass dieser einfache Gegenstand aber in vielen Regionen keine Selbstverständlichkeit ist, musste ich in den vergangenen Jahren täglich erleben. Im asiatischen Raum zum Beispiel gab es oft nur ein mit Wasser gefülltes Becken sowie einen kleinen Becher (und ausserhalb touristischer Orten auch nur Squat-WC’s). Da muss man dann mit 30 Jahren nochmals die Körperhygiene komplett neu erlernen 😉 Und in Südamerika gab es kein Wasserbecken und so gut wie immer auch kein Toilettenpapier. Selber schuld wer nicht selber eines mitgebracht hat…
Also stand ich nun da in der Kabine welche sauber und rein war und sogar über Toilettenpapier verfügte, aber dafür sonst etwas fehlte…: der Abfalleimer. Denn dieser ist dafür im Lateinamerikanischen Raum Standard – schmeisse niemals das Toilettenpapier ins WC oder du verursachst einen kompletten Zusammenbruch der örtlichen Kanalisation 😉 Und der Mensch ist ein Gewohnheitstier… ich ertappe mich noch heute, über einen Monat nach der Ankunft in Europa, auf der Suche nach einem Abfalleimer bevor ich über mein Verhalten schmunzeln muss und das Ding in die Schüssel schmeisse. Ein kleiner aber schöner Luxus, welcher für uns alle selbstverständlich ist: Toilettenpapier!

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Duschen!

So normal wie selbstverständlich… wir drehen den Wasserhahn auf, stellen die gewünschte Temperatur ein und geniessen das warme Wasser welches mit einem guten Wasserdruck aus der Brause kommt und dabei auch noch die gleiche Temperatur bis zum Schluss beibehaltet. Nur so einfach war es schon lange nicht mehr…
Asien: Erinnert ihr euch an die oben beschriebene Art von «Toilettenpapier» im asiatischen Raum? Nun der gleiche Becher hat auch ganz oft als «Duschbrause» herhalten müssen da es schlicht nix anderes gab. Oder falls doch, war es meistens ein abgeschnittener Wasserschlauch welcher aus der Wand ragte und aus welchem, ihr erratet es, nur eiskaltes Wasser kam – und dann meistens auch noch mit so einem miserablen Wasserdruck, dass es Minuten dauerte um die Seife wieder abzuspülen (oder das Wasser hat dann komplett abgestellt, wenn man von oben bis unten eingeseift war). In Südamerika waren wiederum die «Suicide-Showers» weitverbreitet. Das kalte Wasser wurde durch einen überdimensionalen Duschkopf geleitet aus welchem diverse Stromkabel herausragten (meistens nur noch ein bisschen mit normalen Klebeband abgedichtet). Im inneren des Duschkopfs sind Heizstäbe welche das Wasser auf eine angenehme Temperatur erwärmen sollten – wenn man nicht vorher durch einen elektrischen Schlag aus der Dusche katapultiert wird. Die Wassertemperatur schwankte dabei normalerweise zwischen eiskalt und höllisch heiss. Eine normale Temperatur einzustellen war praktisch unmöglich, aber da man sowieso damit beschäftigt war zu «überleben» war dies gar nicht mal so schlimm.
Ich kam in London bei meinem Warmshowers-Host (was ist Warmshowers?)David an und durfte dort zum ersten Mal seit fast 3 Jahren wieder eine europäische Dusche erleben… sie war fast so schön wie die Dusche nach einer Woche am Burning Man 😉

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Radwege

Klar, der Punkt musste als Radreisender einfach noch kommen! Denn es gibt von dem Londoner Flughafen Gatwick ein Radweg, welcher bis ins Zentrum Londons führt. Noch besser, es gibt ein Radweg, welcher von London bis hinauf zum Nordkapp führt! Und dies ist nur einer von tausenden europäischen Radwegen! Wir können praktisch in jede Richtung fahren ohne dabei die Strasse mit Autos und Lastwagen teilen zu müssen. Wir können Dank dem EV-Netz sogar den kompletten europäischen Kontinent durchqueren!
Das ist jedoch nicht überall so sondern weltweit gesehen eher Ausnahme. Klar existieren in südamerikanischen Grossstädten auch Radwege, jedoch sind diese entweder in einem miserablen Zustand oder aber mit Autos, Mülltonnen oder sogar Brückenpfeiler blockiert. Rad-Highways wie es sie z.B. in den Niederlanden gibt, sind ausserhalb von Europa absolut unvorstellbar. Ich musste oft auf Autobahnen in Grossstädten hinein fahren und wer schon mal in Mumbai, Bangkok, Mexiko City, Bogota oder La Paz war, weiss von welchem Wahnsinn ich spreche. Der Weg hinein in diese Städte ist wie russisches Roulette – nur dass die Überlebenschance beim russischem Roulette wahrscheinlich noch höher ist.

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Supermärkte

Ein Fluch und ein Segen gleichzeitig: europäische Supermärkte. Wiese sie ein Fluch sind sage ich im zweiten Teil, wenn es um 5 Dinge geht welche Europa unausstehlich machen. Nun aber das schöne an europäischen Supermärkten…
Die Auswahl ist gigantisch! In einem Supermarkt in London habe ich tatsächlich ein ca. 60 Meter langes Regal gefunden mit Tee…. Tee! Nur Tee! Und daneben ein weiteres Regal mit nur Nudeln! Europäische Supermärkte haben nicht nur alles, sondern von allem auch noch zig verschiedene Ausführungen und Hersteller und Preisklassen und und und… Dazu kommt, «zuhause schmeckt es am Besten», sprich in europäischen Supermärkten findet man die Lebensmittel welche man kennt und welche man benötigt um das Essen «von Zuhause» zu kochen. Als ich das erste Mal durch die Regalen eines europäischen Supermarktes ging, sah ich auf einmal hunderte von Menüs die ich auf dem kleinen Benzinkocher zaubern könnte. Ein Luxus eine solche Auswahl zu haben, denn in vielen anderen Ländern sieht es anders aus… in Bolivien war ich beispielsweise mal überglücklich eine nur halbverfaulte Zwiebel zu finden (welche dann aber auch 5 Tage halten musste) und in Zentralamerika musste ich mich täglich entscheiden zwischen Reis und Bohnen oder Pasta ohne Tomatensauce… Klar in manchen Regionen lohnt es sich auch gar nicht selbst zu kochen da die Restaurants günstiger sind und es diese an jeder Strassenecke gibt. Aber wenn man auf einen Supermarkt angewiesen ist, dann gibt es nichts besseres als wie einen europäischen Supermarkt!

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