Heute mal einen Blogpost mit wenig Text und dafür viel Bildern. Wie bereits im Blogpost «The bit in the middle» beschrieben, endet die Panamericana in Panama und somit muss man entweder auf ein Flugzeug oder ein Speedboat umsteigen. Wie das geht, habe ich hier beschrieben. In diesem Blogpost möchte ich aber nur kurz die Eindrücke dieser Reise kurz wiedergeben. Also, here we go!
Die Ankunft in Panama ist nur noch wenige Minuten entfernt. Panama… das Ende von Mittelamerika und das Sprungbrett nach Südamerika. Es ist das erste Mal seit Vancouver, dass ich gezwungen werde auf ein alternatives Verkehrsmittel umzusteigen, da die Panamericana wenige hundert Kilometer nach Panama City endet. Einfach so… Danach folgt ein fast undurchdringlicher Dschungel – der Darien Gap – welcher zudem mit Guerillas, Drogenschmuggler und Menschenhändler verseucht ist. Ganz zu schweigen von den gefährlichen Tieren welche sich da auch noch tummeln. Man könnte den Versuch wagen, und da durchwandern, ich will jedoch lieber eine andere Lösung finden.
Während die Busse und Lastwagen nur wenige Zentimeter an mir vorbeirauschen, steigt die Strasse langsam an. Hier muss wieder Höhe gewonnen werden, denn demnächst geht es über die «Puente de las Americas», die Brücke welche über den weltbekannten Panama-Kanal führt. Während ich mich hoch quäle, erscheinen auf der anderen Seite die vielen Wolkenkratzer, welche wie aus einer anderen Welt scheinen, nach den vielen Tagen im ländlichen Panama, wo es selten mehr als 2-stöckige Gebäude gibt.
Mein Hostel liegt inmitten dieser Wolkenkratzer und nur wenige Gehminuten vom Trump-Tower entfernt (ja auch den gibt es hier… leider). Ich mag grosse Städte nicht und bin froh endlich dem Verkehr zu entkommen als ich das Hostel erreiche. Die nächsten Tage sind relativ voll mit Programm. Zentralamerika war mehr ein Rennen als wie eine Radtour. In gerade mal 1.5 Monaten ging es von der Südgrenze Mexikos bis hierher. Da bleibt wenig Zeit um das Rad oder Kleider zu waschen oder um Sachen zu reparieren. Zudem muss ich noch eine Möglichkeit finden den Darien Gap zu überwinden. Also stelle ich mich auf ein paar Tage oder sogar Wochen ein, welche ich in dieser Stadt verbringen muss. Im Hostel treffe ich auf erstaunlich viele Schweizer, was die Wartezeit ungemein vereinfacht. Doch dann geht plötzlich alles ziemlich schnell. Ich finde einen Anbieter, welcher bereits in zwei Tagen per Speedboat nach Kolumbien fährt. Per Mail bestätigt er mir am nächsten Tag, dass ich auch problemlos mein Fahrrad mitbringen kann. Und so sitze ich tatsächlich weniger als 48 Stunden später nach Ankunft in Panama City bereits in einem 4×4 Fahrzeug, welches uns zum Hafen nach Carti bringt. Von da aus geht es dann aufs Speedboat und über die San Blas Inseln nach Kolumbien.
Für Chocolate wurde sogar extra einen separaten Pick-Up Truck aufgeboten und als wir am Hafen ankommen, wartet da nicht nur unser Speedboat auf uns, sondern auch bereits Chocolate. Klappt alles wie am Schnürchen. Also noch schnell alles verladen, und dann auf zur ersten Insel, auch welcher wir die erste Nacht verbringen werden. Das Wetter zeigt sich trotz Monsun-Zeit von seiner besten Seite und die Insel ist ein Paradies.
Wir geniessen den restlichen Tag in der Hängematte und schlafen in mal etwas anderen Dormitories.
Abends folgt dann ein typisch kitschig-karibischer Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen geht es nach einem lokalen Frühstück mit dem Speedboat weiter nach Süden in Richtung Kolumbien. Den heutigen Tag verbringen wir dabei fast ausschliesslich auf dem Boot und legen dabei über 100 Kilometer zurück. Um uns herum erstreckt sich dabei eine Insel-Landschaft, welche ich so bisher nur in den Malediven gesehen habe: Ein Traum!
Wir befinden uns mitten im Land des Kuna Yala Tribes, eine indigene Gemeinschaft welche auf ein paar der zahlreichen Inseln wie aber auch auf dem Festland wohnt. Touristen sind hier selten und entsprechend werden wir auch begrüsst, als wir Abends eine «Einheimischen-Insel» erreichen, wo wir die Nacht in Hängematten verbringen werden.
Wir spielen mit den Kids auf den staubigen Strassen, welche noch nie im Leben ein Motorfahrzeug gesehen haben und zum Abendessen gibt es Lobster (leider gibts keine Bilder von der Insel, da Kameras dort verboten sind)! Was für ein Gourmet-Essen und garantiert lokal und frisch. Natürlich müssen wir Bilder für Instagram und Facebook machen 😉
Das Leben auf der Insel ist einfach und noch sehr naturverbunden. Internet gibt es nicht, Strom gibt es nur bis Mitternacht und die Klo’s sind einfache Hütten über dem Meer am Ufer mit einem Loch im Boden. Dennoch, uns gefällts hier und wir vermissen gar nichts.
Nach den eindrücklichen Erlebnissen auf der Insel satteln wir unser «Pferd» und machen uns auf die letzten Kilometer nach Kolumbien. Es ist ebenfalls wieder ein langer Tag auf dem Boot, aber da wir Zeit haben, legen wir noch kleine Stopps bei unbewohnten kleinen Inseln ein. Ich fühle mich ein bisschen wie Kapitän Jack Sparrow während wir durch das Filmset von «Fluch der Karibik» wandern 😉
Ach ja, unser Boot ist übrigens die «Titanic der Karibik»! So ist es zumindest auf der Seitenwand rangepinselt.
Kurz vor der Grenze laden wir noch einen Einheimischen in einem kleinen Dorf auf dem Festland aus wo gerade eine Party stattfindet. Während die Eltern direkt am Ufer tanzen, baden die Kinder in den kleinen Wellen im kristallblauen Wasser. Die bewaldeten Hügel von Kolumbien können wir von hier aus bereits erkennen, und Puerto Obaldia, das letzte Dorf in Panama ist nur noch wenige Kilometer entfernt. Doch bevor wir dieses erreichen, entdecken wir ein anderes Boot in Seenot. Offensichtlich funktioniert der Motor nicht mehr, und das kleine Boot wird nun von den Wellen zurück an den Strand gedrückt. Das Problem ist nur, dass die Wellen hier einige Meter hoch sind und das Boot somit zum Spielball der Natur wird. Ohne unserer Hilfe würde das Boot garantiert kentern.
Allerdings bedeutet dies auch, dass wir uns selber in Gefahr begeben, da wir bereits gefährlich nahe an die Brandung rangehen müssen. Dennoch wagen wir den Versuch und kämpfen uns Meter für Meter an das Boot. Nur wenn unser Boot im richtigen Winkel zu den Wellen steht, kentern wir hier nicht… und jetzt springt auch noch unser Kapitän rüber ins andere Boot! So stehen wir da also mit unserem gesamten Hab und Gut in meterhohen Wellen, führerlos in einer kleinen Nussschale… ich liebe reisen 😉
Da auch unser Kapitän den Motor nicht wieder starten kann, beschliessen wir an den Strand zu fahren und einen Mechaniker zu holen. Vorher schleppen wir aber das Boot aus der Gefahrenzone und laden Chocolate in das havarierte Boot – es wird ein wilder Ritt zum Strand und zurück. Um den Strand zu erreichen, muss unser Kapitän die Wellen genau abpassen, so dass er quasi zum Strand «surfen» kann. Schnell finden wir einen Mechaniker, spielen mit den Kids, welche hier auf kleinen Holzbrettern die Wellen surfen, und als das Militär auftaucht, machen wir uns wieder aus dem Staub. Der Mechaniker kennt glücklicherweise die Wellen ganz genau und weiss, wann man Gas geben muss um nicht als Strandgut zu enden. So stehen wir mit den Motoren im Leerlauf vor riesigen Wänden von Wasser und warten den passenden Zeitpunkt ab. Als das Militär nur noch wenige Meter von uns entfernt ist, ist es so weit und der Mechaniker beginnt rumzuschreien und Handzeichen zu geben. Unser Kapitän dreht die Motoren voll auf und mit einer Wahnsinns-Geschwindigkeit erreichen wir die erste Welle. Wie im Film fahren wir die Wasserwand hinauf, sind kurz schwerelos als wir über die Kante hüpfen und fahren danach steil hinunter zur nächste Welle. Eine Achterbahn ist ein Witz dagegen!
Wir überleben und erreichen wenige Minuten später Puerto Obaldia – mit dem Mechaniker und dem havarierten Boot im Schlepptau. Auf der Immigration erhalten wir den Ausreisestempel und fahren anschliessend um den letzten Hügel nach Capurgana, das erste Dorf in Kolumbien. Wir laden unsere Sachen auf dem winzigen Pier ab, verabschieden uns von unserem Kapitän und laufen dem Strand entlang zur Immigration. Bienvenido en Colombia! Es war ein lustiger dreitägiger Trip, voll mit authentischen Erlebnissen und Eindrücken, welche man so nur noch selten auf der Welt findet. Wir bleiben noch ein paar Nächte in Capurgana, bevor es mit einem weiteren Boot nach Turbo geht, wo dann endlich wieder eine Strasse vorhanden ist. Ich bin in Südamerika!! Ein weiterer Meilenstein ist erreicht und ein Kontinent voller Möglichkeiten und Abenteuer vor mir! Auf geht’s hinein in neue Geschichten.
Die ersten Bilder von Kolumbien gibt es hier!