«Du musst Millionär sein» oder «warst du vorher Manager?» oder natürlich «hast du im Lotto gewonnen?» sind so die typischen Reaktionen und Fragen sobald ich jemanden meine Reise erkläre. Wie kann man sonst mehrere Jahre unterwegs sein ohne zu arbeiten? Doch eines vornweg, ich bin weder Millionär, Ex-Manager oder habe reiche Eltern oder Sponsoren. Ich bin ganz einfach ein Radnomade, und wenn man es richtig macht, dann braucht ein solcher auch nicht viel Geld. Jeder der ein eigenes Auto besitzt, hat auch das Geld eine solche Reise zu machen – kein Witz! Denn meistens ist der Anschaffungspreis eines Autos höher als wie die Kosten einer mehrjährigen Fahrrad-Weltreise.
Fixkosten
Ich habe keine Fixkosten, da diese alle vor der Abreise beseitigt wurden. Als Radnomade bezahlt man keine Steuern, da kein Einkommen vorhanden ist. Die ausländische Versicherung wird einmal jährlich bezahlt und kostet nur einen Bruchteil der Schweizer Versicherung – und man hat zudem noch mehr Leistungen! Handyvertrag gibt es ebenfalls nicht, da ich jeweils falls nötig eine SIM Karte vor Ort kaufe und für das Zelt wird auch keine Miete fällig, schon gar nicht, wenn man regelmässig wildzeltet. Und natürlich bezahle ich auch nicht für ein Monatsabo der Bahn oder Benzin für ein Auto 😉
Kosten während der Reise
Jedes Land ist unterschiedlich und so ist es schwierig hier eine allgemeingültige Aussage zu machen. Prinzipiell rechne ich aber mit 650$ pro Monat, die sich wie folgt zusammensetzen:
Essen p. Tag | 4$ |
Trinken p. Tag | 3$ |
Schlafen p. Tag | 8$ |
Total p. Tag | 15$ |
Total Essen/Trinken/Schlafen p. Monat | 450$ |
Pauschal p. Monat für Equipment, Visa, Sightseeing, Reparaturkosten, Transporte etc. | 200$ |
Total p. Monat | 650$ |
Essen
In vielen asiatischen Ländern kann man (zumindest auf dem Land) für 4$ Frühstück, Mittag und Abendessen. Schwieriger wird es dann in westlichen Ländern oder in Europa. Doch auch hier sind die 4$ keine Fantasievorstellung, denn dafür sind die Lebensmittel in den Supermärkten meist günstiger als wie auf den Märkten und Bazaren in Asien. Um innerhalb des Budget zu bleiben, ist eine Campingausrüstung somit zumindest in westlichen Ländern absolut zwingend.
Trinken
Dieser Kostenpunkt müsste eigentlich eine Null aufweisen, denn Wasser müsste meiner Meinung nach überall gratis sein. Die Realität sieht aber leider anders aus, und gerade als Radfahrer benötigt man jede Menge Flüssigkeit. Hier drehen sich die Kosten etwas, denn während man in westlichen Ländern meistens gratis Trinkwasser finden kann (Brunnen, Supermärkte, Toiletten etc.) muss man aufgrund der starken Verschmutzungen in Asien meistens Wasser kaufen. Wer einen Wasserfilter besitzt, kann aber auch hier einiges an Geld einsparen.
Schlafen
Da ich gerne esse, versuche ich täglich kein Geld für die Übernachtung auszugeben. Gerade als Radnomade hat man alles was man dazu braucht auf dem Gepäckträger und meistens lässt sich immer irgendwo ein Platz finden um zu zelten. Schwieriger wird es hier in westlichen Ländern, wo es sehr viel Privatgrundbesitz gibt oder aber auch sehr viel urbane Gegenden ohne Platz für ein Zelt. Ich benutze wann immer möglich/nötig die Gastgeberplattform Warmshower oder Couchsurfing. In Asien ist es zudem problemlos möglich auch ein Hotel für weniger als 5$ zu finden (praktisch nur in untouristischen Gegenden).
Equipment, Visa, Sightseeing, Transporte etc.
Die Pauschale ist eher ein ungefährer Durchschnitt als wie einen Richtwert. Jedes Land ist in diesem Punkt so unterschiedlich, dass es einfach zu schwierig ist einen genauen Wert zu nehmen. Die 200$ kommen aber für fast alle Länder so ungefähr hin, wobei es ganz klar Monate gibt, in welchen dieses Budget um fast das Doppelte überschritten wird (z.B. grössere Reparaturen oder Ersatz von teurem technischen Equipment wie Computer oder Handy). Hier lassen sich viele Kosten einsparen, indem man sich von der Wegwerfgesellschaft etwas lossagt und wieder beginnt Sachen zu reparieren als wie wegzuschmeissen. Praktisch alle Klamotten in meinen Packtaschen wurden schon einmal irgendwo genäht und repariert, und der Radschlauch hat schon mehr Flicken als das Alphabet Buchstaben hat. Das ist das Gute als Radnomade… man hat Zeit 😊
Sonstiges
Was ich hier in diesen Kosten nicht einberechnet habe, sind die Kosten für Versicherung, Flüge, Webseite sowie Kommunikation (Handy). Diese schlagen pro Jahr mit nochmals ungefähr 900-1000$ zu buche.
Total
Wenn wir also nun alles zusammenrechnen, sieht die Jahresrechnung wie folgt aus:
Essen, Trinken, Übernachtung | 5400$ |
Pauschale Equipment, Visa, Sightseeing etc. | 2400$ |
Sonstiges | 1000$ |
Total pro Jahr | 8800$ |
Keine Ahnung wie es euch so geht, aber in der Schweiz gab es Monate welche teurer waren als wie ein Jahr reisen…
Also, ich bin weder Millionär noch Ex-Manager oder Lotto-Gewinner, sondern einfach Radnomade und als solcher braucht man nicht viel Geld, wenn man mit wenig glücklich ist.