Mit zwei neuen Babys im Pass geht’s los, ab in die laotischen Bergen! Zum einen einen die Visa-Verlaengerung fuer Laos und zum anderen das Visa fuer Myanmar, wo ich bis spaetestens Ende Maerz einreisen muss (so steht’s auf dem zumindest mal auf dem huebschen blau/weissen Visa). Die letzten Tage verbrachte ich in der laotischen Hauptstadt Vientiane, wobei ich genauer gesagt eigentlich nur 2 Tage wirklich im Zentrum verbrachte da die Hotels dort einfach zu teuer und zu haesslich sind. So bin ich Hals ueber Kopf in das 17 Kilometer ausserhalb gelegene Ecoresort Vongklahm gefahren, wo ich in gemuetlichen Tipi-Zelte schlafen konnte ohne den ganzen Grossstadt-Laerm. Nach einer kurzen Verabschiedung geht es nun endlich los in den huegligen Norden von Laos!
Gib Gummi im Drogenrausch!
Der Highway No. 13 ist die Hauptverbindungsachse von Norden nach Sueden (oder umgekehrt natuerlich) und auf ihm kann man von den 4000 Islands im Sueden bis zur chinesischen Grenze im Norden fahren. Ein Grossteil dieser Strasse ist absolut langweilig und fuert vorbei an endlos scheinenden Reisfeldern und typischen kleinen Doerfern in welchen es nichts zu sehen gibt. Dies zumindest von der kambodschanischen Grenze bis hoch nach Vientiane. Danach kommen die Bergen und somit auch die mehr interessante Bergstrecke welche mit ihren vielen Kurven genau so gut auch in den Alpen sein koennte. Die ersten paar Kilometer nach Vientiane gehen jedoch nur sanft hoch und so finde ich mich kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder an einer Tankstelle, wo mich der Besitzer freundlicherweise uebernachten laesst. In dem versifften Klo gibt es fliessendes Wasser und somit auch noch eine Dusche. Die Wasserpumpe laesst sich von der Zapfsaule aus an- und ausschalten womit wir (der Tankstellenbesitzer und ich) uns einen kleinen Spass mit den Besuchern erlauben. Fluchen auf laotisch kann ganz schoen amuesant sein 😉 Nach einem gemeinsamen Abendessen geht mein neuer Kollege noch auf eine Runde Karaoke ins Nachbardorf, ich bin jedoch zu muede und bleibe bei der Tankstelle. Mein neuer Job hat es in Sich und ich bewaehre mich beim Betanken von allen moeglichen Fahrzeugen, nachfuellen von Oel, waschen der Scheiben und natuerlich feilschen beim Preis. Vom schweizerischen Anzugtraeger-Buerogummi zum laotischen Tankstellenbetreiber in 9 Monaten… nein Spass, die Tankstelle ist natuerlich geschlossen und bis auf ein paar Huehner und Kakerlacken ist niemand da. Fuer mich wunderbar, denn obwohl es nicht viele Hoehenmeter gegeben hat, bin ich echt hundemuede (ach ja, Hunde sind auch noch bei der Tankstelle geblieben). Am naechsten Morgen kochen wir gemeinsam Kaffee und kaufen bei einem vorbeifahrenden Haendler je 3 Baguettes gefuellt mit kondensierter Milch. Klingt nicht wirklich lecker, ist es jedoch erstaunlicherweise.
Nach wenigen weiteren Hoehnmetern und nur etwas mehr als 50 Kilometer erreiche ich das Dorf Vang Vieng, welches auch als Kaoh San Road von Laos bekannt ist – oder eher war, denn die Drogenparty’s wurden mittlerweile gluecklicherweise von der Regierung unterbunden. Alles begann hier damit, dass ein Farmbetreiber etwas weiter oben von Vang Vieng seinen Mitarbeitern alte Traktoren-Schlauche gab, um sich damit den Fluss runter ins Dorf treiben zu lassen. Natuerlich fanden dies auch die Backpacker lustig und nur kurze Zeit spaeter war das Flussufer gepraegt von Bars und Discos, welche seinen Besuchern „Happy-Shakes“ oder „Space-Shakes“ anboten. Happy steht dabei fuer Cannabis, waehrend Space als Synonym fuer Mushrooms steht. Das Resultat waren total zugedroehnte Jugendliche aus aller Welt, welche sich einen Fluss runtertrieben lassen. Dass es dabei zu nicht gerade wenigen toedlichen Unfaellen kam war klar. Und somit sah sich die laotische Regierung nach ein paar Jahren Chaos-Tourismus in Vang Vieng nicht nur zu einer Stellungsnahme gezwungen, sondern auch zur Handlung. Viele Bars wurden geschlossen, ein paar wenige Leute verhaftet und allgemein bei Gesetzesuebertretungen bezueglich Rauschgift wurde nicht mehr weggeschaut. Heute kann man zwar noch immer betrunkene Jugendliche auf dem Fluss beobachten, die zahlreichen Flussbars wie auch Shakes mit komischen Namen sind jedoch groesstenteils verschwunden.
Ich komme kurz nach 15:00 Uhr an und checke in einem kleinen Guesthouse ein. Nach einer Dusche sowie ausgiebigem Waesche waschen, nehme ich die ehemalige Khao San Road genauer unter die Lupe worauf ich mir nicht sicher bin ob der jetzige Zustand besser ist als wie der vorher. In praktisch allen Bars und Cafes sitzen Touristen vor flimmernden TV’s und schauen sich alte F.R.I.E.N.D.S.-Folgen an, waehrend im ganzen Dorf praktisch kein einziger Einheimischer sichtbar ist. Eine absolute Parallelwelt und irgendwie fuehle ich mich auf einen Schlag nicht mehr wie in Suedostasien. Gluecklicherweise habe ich nur eine Nacht gebucht und freue mich somit richtiggehend auf die Weiterfahrt am naechsten Tag, auch wenn nun die Bergen beginnen.
Fotos von Laos auf Facebook
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In den Tropen klettert man Nachts!
Ja, Laos hat nicht zu viel versprochen. Kurz nach Vang Vieng ist es fertig mit Friede, Freude, Eierkuchen – und flachen Strassenverlauefen. Vorbei an imposanten Limestones schlaengelt sich nun die Strasse in die Hoehe. Die Steigungen sind dabei mit circa 8-10% noch relativ human, die ueber 30 Grad mir aber trotzdem sehr zu schaffen. Kurz vor Mittag erreiche ich die Ortschaft Kasi wo sich der Highway No. 4 von dem Highway No. 13 trennt. Wuerde ich Kilometer sowie Hoehenmeter sparen wollen, so muesste ich auf jeden Fall der No. 4 weiterfolgen. Da jedoch mal wieder das Abenteuer kitzelt und ich mir sicher bin dass die No. 13 landschaftlich schoener ist, entscheide ich mich fuer die huegelige Variante. So beginnt ein Aufstieg, welcher fuer heute auch nicht mehr fertig wird. Die vorherigen noch machtbaren Ansteigungen werden schnell zu steilen „Sausekkeln“ und die Sonne brennt erbarmungslos auf mich herab. Vor jeder Kurve hoffe ich auf Erloesung, werde jedoch nur mit einem weiteren steilen Anstieg bestraft. Was habe ich denn falsch gemacht? Ich war doch in Vang Vieng ein ganz braver Tourist und habe mich im Gegensatz zu den juengeren Touristen sehr vorbildlich verhalten… wieso werde ich nun also so bestraft? Aber alle Gedanken nuetzen nichts und so kaempfe ich mich immer weiter hoch. Kurz vor Sonnenuntergang erreiche ich ein kleines Bergdorf und so muss ich mir mal wieder die fast taegliche Frage stellen: Hier bleiben und um einen Platz zum zelten fragen, oder weiterfahren und darauf hoffen etwas geeignetes zu finden? Ich entscheide mich fuer das zweite, obwohl es links und rechts der Strasse entweder steil hoch oder steil runter geht – absolut kein Platz zum zelten! Dafuer wird das Wetter nun besser. In den Taelern unter mir ist es bereits stockdunkel und nur die Bergspitzen werden noch von der untergehenden Sonne erleuchtet. Die Temperaturen sinken auf angenehme 23 Grad und auf einmal wird das hochklettern der Berge ertraeglich. Gerade mal alle fuenf Minuten kommt mir ein schwerbeladener Lastwagen mit dampfenden Bremsen entgegen, aber unergruendlicherweise keinen einzigen in meine Richtung, was mir ein etwas ungutes Bauchgefuehl macht. Als es bereits stockdunkel ist, sehe ich im schwachen Mondlicht ein paar Bungalows am Strassenrand, welche sich als Verkaufsstaende herausstellen. Ich bin mir sicher, dass es fuer heute keinen besseren Schlafplatz mehr gibt und baue somit das Nachtlager in einem der Bungalows auf. Von weitem kann ich den Pass sehen, auf welchem ein Aussichtspunkt liegt welcher nun hell erleuchtet ist. Erleuchtet ist dummerweise allerdings auch mein Schlafplatz, naemlich jedes Mal wenn ein LKW um die Kurve biegt, da die Bungalows keine Waende haben. Obwohl ich todmuede vom Aufstieg bin, finde ich keinen Schlaf. Bei jedem LKW werde ich wieder aufgeschreckt und teilweise halten diese auch direkt neben mir um die Bremsen abkuehlen zu lassen. Je spaeter der Abend, umso mehr wird mir klar, dass es hier keinen Schlaf gibt. So beginne ich zu liebauegeln mit dem hell erleuchteten Pass, bei welchem ich auch auf WC-Anlagen sowie einem Cafe hoffen kann. Wenn die mich dort schlafen lassen, dann waere alles viel einfacher und vor allem auch sicherer. Und man soll immer auf sein Bauchgefuehl hoeren, das ist eine der wichtigsten Lektionen welche ich in den letzten Monaten gelernt habe. Naja was soll ich sagen… kurz vor 22:00 Uhr erreiche ich den Pass und tatsaechlich laesst man mich dort schlafen. An bester Lage, direkt auf der Bergspitze! Im WC nehme ich zu spaeter Stunde noch eine Dusche und wasche notduerftig meine Kleider. Danach finde ich endlich die wohlverdiente Ruhe.
Der Trucker auf zwei Raedern
Auf die Aussicht von diesem Morgen waeren wohl wirklich alle neidisch. Auf drei Seiten rund ums Zelt geht es steil bergab, nur einen kleinen Grat fuehrt zurueck zum Highway. Ich befinde mich auf 1400 Meter und vor mir erstreckt sich ein wahres Bergpanorama. Ein leichter Wind ruettelt am Zelt und von weitem hoere ich die Motoren von den ersten LKW’s droehnen die sich die steile Bergstrasse hochkaempfen. Tief unten im Tal wabbert der Morgennebel und nimmt mir somit die Sicht auf die kleinen Doerfer, welche ich gestern passiert habe. Nur eine Vorstellung bleibt davon. Die ersten Sonnenstrahlen erwaermen meine Haut und im kleinen Cafe ein paar hundert Meter entfernt sehe ich die ersten Arbeiter die Aussichtsplattform fegen. Wenn der Tag so beginnt, dann kann es ja nur gut werden… oder nur noch schlechter? Wir werden sehen!
Als Dankeschoen fuer den Schlafplatz kaufe ich noch einen Kaffee und fahre noch vor der grossen Hitze weiter. Nach dem langen Aufstieg werde ich nun mit einer langen Abfahrt verwoehnt, welche an einer Bruecke ihr Ende findet und sogleich in einem steilen Aufstieg sich wieder zurueck zur naechsten Bergspitze windet. Es ist ein bisschen wie skifahren, nur dass am Ende kein Lift wartet, sondern eine vor Hitze flimmernde steile Bergstrasse. Um die Temperaturen einigermassen aushalten zu koennen, fahre ich ohne T-Shirt weiter, was natuerlich in einem grossflaechigen Sonnenbrand auf dem Ruecken endete. Wahrscheinlich haette aber auch Sonnencreme nichts genuetzt, denn diese waere innert Minuten wieder rausgeschwitzt worden. So geht es noch ueber zwei weitere Berge und zum ersten Mal seit den hohen Bergen in der Osttuerkei fuehle ich mal wieder jedes einzelne Gramm der Ausruestung – Chocolate warst du schon immer so schwer, oder hast du zugenommen??
Wieder einmal geht die Sonnen hinter einer atemberaubenden Bergkulisse unter und wieder einmal stelle ich mir die Frage, ob es klug ist weiterzufahren oder nicht. In einem Bergdorf finde ich zwar ein Guesthouse – das einzige zwischen Kasi und Luang Prabang – bin jedoch nicht bereit 10$ dafuer auszugeben. Das Schicksal wird schon irgendeinen Plan fuer mich haben, und sowieso kommt jetzt dann gleich ein extrem langer Downhill (ganze 18 Kilometer!). So finde ich mich dann eine weitere Stunde in mittlerweile kompletter Dunkelheit wieder in einem Tal ohne Schlafmoeglichkeit. Die einzige Loesung: weiterfahren! Mit dem naechsten Berg unter den Raedern und der Stirnlampe auf dem Kopf geht es wieder den Berg hoch und nach ein paar dutzend Kurven erscheinen Bungalows am Strassenrand. Dieses Mal handelt es sich aber nicht um Verkaufsstaende, sondern um Wohnungen von Lastwagenfahrer. An einer Quelle ganz in der Naehe wird nicht nur geduscht, sondern auch noch die Kleider gewaschen sowie das Wasser fuers kochen bezogen. Die Bewohner nehmen mich sofort auf in ihre kleine Community und sogleich wird mir ein Platz im Bungalow angeboten. Ich verbringe die Nacht in der Haengematte zwischen den kleinen Igluzelten, welche die Bewohner im Bungalow aufgebaut haben. Die vorbeifahrenden Lastwagen blenden zwar jedes Mal in unsere kleine Wohnung rein, die Muedigkeit siegt letztendlich aber doch und so wache ich am naechsten Morgen in einer voellig anderen Welt auf, als wie die, die ich mich eigentlich gewohnt bin. Und das wird mir erst jetzt gerade bewusst, denn heute ist ein spezieller Tag – mein Geburtstag! Ich haette mir einen solchen Start in den Geburtstag noch vor einem Jahr ueberhaupt nicht vorstellen koennen. Weit entfernt von der Heimat, mitten in den Bergen und zusammen mit ein paar Truckern, welche ich erst gerade am Abend vorher kennengelernt habe, in den Geburtstag zu starten. Ein komisches, aber doch sehr schoenes Gefuehl! Wir geniessen den Morgen mit Sticky Rice sowie scharfer Chilli Sauce und frischem Fisch. Ein typisches Fruehstueck in Laos, welches genuegend Power gibt fuer die bevorstehenden Berge. Nach einer herzlichen Verabschiedung starten wir alle in den Tag. Die Trucker mit ihren Diesel-saufenden Stahlmonstern und ich mit der zweiraedrigen Oekovariante. Den Berg hoch werden wir beide kommen – frueher oder spaeter.
Gegen den fruehen Nachmittag erreiche ich Luang Prabang, eine mittelgrosse Stadt welche wunderschoen von Bergen umgeben ist und ueber zahlreiche Tempel sowie eine wunderschoene Altstadt verfuegt. Diese ist fest in der Hand von Touristen wodurch ich mal wieder in den Genuss von WiFi, guten Hostels sowie anderen Reisenden komme. Vor allem letzteres schaetzt man gerade an einem Geburtstag besonders, und so gibt es am Abend eine Geburtstagsfeier inklusive Torte zusammen mit Reisenden aus Malaysia, Deutschland, Holland, Chile sowie Kanada.
Einen Geburtstag welcher ganz sicher total anders ist als wie zuhause, aber trotzdem total schoen und unergesslich.
Wie geht’s weiter?
Nach ein paar Ruhetagen nehme ich den Kampf gegen die laotischen Berge wieder auf, bleibe einmal fast vor Erschoepfung auf dem heissen Asphalt kleben und erreiche nach einem endlos scheinenden Kampf gegen unmenschliche Ansteigungen die Grenze nach Thailand – wo ich nicht durchgelassen werde und somit zwischen Bergen und Grenzen feststecke. Lost in Borders! Dies ist jedoch eine andere Geschichte 🙂