Rührei, Speck und Toast zum Frühstück! So lässt es sich hier doch leben! Ich geniesse das touristische Highlight Ayutthaya im Norden von Bangkok in vollen Zügen und dabei meine ich nicht nur die riesigen Tempelanlagen. Das Frühstück gibt Kraft für die bevorstehenden Kilometern, denn es geht weiter entlang von endlos scheinenden Reisfeldern über sehr gute asphaltierte Strassen zum Khao Yai Nationalpark. Die Hitze ist jedoch so unerträglich, dass ich schon nach wenigen Kilometern das erste Mal gezwungen werde zu pausieren. Unter einem kleinen Bungalow, welcher eigentlich als Bushaltestellte dient, finde ich etwas Schatten um abzukühlen. Die weitere Strecke führt über eine wenig befahrene Strasse bis zur Stadt Saraburi, wo ich ein günstiges Hotel mit Klimaanlage finde. Früh am nächsten Morgen geht es auf einem Highway mit entsprechend viel Verkehr hinauf auf die erste Hochebene vor dem Nationalpark. Mit jedem Höhenmeter mehr wird die Luft etwas kühler, aber ein freies Durchatmen ist nun aufgrund der Abgase nicht mehr möglich. Dazu muss gesagt werden, dass ein normaler durchschnittlicher thailändischer Lastwagen oder Bus nicht über einen Auspuff verfügt, sondern über mind. 4, welche rund um das Fahrzeug in sehr kreativen Ausführungen angebracht sind. Der Auspuff vom einen Lastwagen war dabei so gross, dass ich locker meine Ausrüstung da drinnen verstauen hätte können – und von dem Auspuff hatte er ebenfalls noch drei weitere. Da frage ich mich schon was der für einen Motor unter der Haube hat, damit dieser eine solche Auspuffanlage benötigt.
Endlich auf der Hochebene angelangt, führt der weitere Streckenverlauf weg vom Highway in Richtung Süden zum Parkeingang. Eigentlich hatte ich auf etwas weniger Verkehr hier gehofft, da es aber Samstag ist, scheint die komplette Bevölkerung von Bangkok und Umgebung hierher unterwegs zu sein. Im Nationalpark selbst ist die Infrastruktur natürlich (und glücklicherweise auch) nicht so gut, weswegen ich noch einen kurzen Stopp im Tesco Supermarkt einlege. Alles hier erinnert mich mehr an Amerika als wie an Thailand, und obwohl die Auswahl riesig ist, werde ich doch nicht fündig. Schlussendlich kaufe ich nur etwas Instant Nudeln und ein Snickers für zwischendurch. Die Auswahl an Instant Nudeln ist in Thailand unglaublich riesig! Hier findet man jede mögliche und unmögliche Geschmacksrichtung und das auch noch in allen Grössen – für Kleinkinder bis zur Grossfamilie. Den Kocher benutzte ich das letzte Mal im Iran und eigentlich habe ich auch keine Lust diesen hier wieder in Betrieb zu nehmen da ich so das Gewicht von der vollen Benzinflasche sparen kann. Zudem ist das Essen so günstig, dass es sich wirklich nicht lohnt selbst zu kochen. Heisses Wasser findet man aber praktisch überall und somit sind die Instant Nudeln ein sehr guter, wenn auch nicht wirklich leckerer Kompromiss.
Um kurz vor 14:30 Uhr erreiche ich das grosse hölzerne Eingangstor vom Nationalpark, welches irgendwie an den Eingangsbereich von Jurassic Parc erinnert. Im Park selbst gibt es auch jede Menge wilde Tiere, einen Dinosaurier wird aber hoffentlich nicht meinen Weg queren. Gemäss Information gibt es drei verschiedene Campingplätze und für gerade mal 30 Baht (85 Cent) darf man dort sein Zelt hinstellen. Was die nette Dame von der Information allerdings verschwiegen hat, ist der Aufstieg bis dorthin. Denn nach dem Tor ändert sich die bisher relativ flache Strasse in eine regelrechte Bergstrasse mit Steigungen jenseits von 10%. Mit einem Mountainbike oder Rennrad eine echt schöne Tour, aber mit einem fast 60 Kilo schwerem Tourenrad eine Tortur. Am äussersten linken Rand fahre ich der mittlerweilen schmalen Strasse entlang, welche links und rechts von einem undurchdringlichen Urwald gesäumt ist von welchem undefinierbare Rufe verschiedenster Tiere kommen. Immer wieder werde ich von Pick Ups überholt weswegen es scheint als wäre der Park zurzeit mit Besuchern überbevölkert. Dann beginnt die Steigung. Erst langsam, so als würde der Berg mir eine kurze Aufwärmphase gönnen, doch dann hinter der nächsten Kurve mit einem über 10 prozentigen Anstieg. Innert Kürze rasseln die Gänge der Rohloff auf den kleinsten Gang und selbst dieser scheint noch zu streng zu sein. Eigentlich würde ich nun mit Slalom fahren beginnen, doch aufgrund des Verkehrs ist dies hier unmöglich. Also Kopf runter, Zähne zusammenbeissen und weitertreten.
Den Kopf hätte ich mal besser oben gelassen, denn eine Gruppe von Affen hat es sich vor mir auf der Strasse gemütlich gemacht und erst als ich den einen fast überfahre, fallen mir die Tiere auf. Der Anführer der Gruppe zeigt mir sofort seine Zähne, scheint aber anscheinend zu faul zu sein um sich von seinem Platz zu erheben. In einer kleinen Kurve umfahre ich die Affen und so geht es weiter in die nächste Ansteigung. Nach einer knappen Stunde erreiche ich die Aussichtsplattform und kann so auch mal das bisher geleistete Stück Arbeit anschauen. Ein paar hundert Höhenmeter sind bestimmt schon durch, und da der Campingplatz auf 800 Höhenmeter liegt, kann es ja auch nicht mehr so weit sein. Das darf es auch nicht, denn die Sonne ist mittlerweile schon gefährlich nah an den Horizont gerückt und bis zum Anbruch der Dunkelheit dauert es nur noch etwas mehr als eine Stunde. In der Dunkelheit Radfahren ist eine Sache, aber in der Dunkelheit Radfahren in einem Park mit wilden Elefanten, Schlangen, Spinnen, Tigern etwas ganz anderes.
Tatsächlich wird nach einer letzten Steigung die Strecke wieder etwas flacher und somit werden auch mal wieder die tieferen Gänge verwendet. Einzig die Speedbumps, welche überall im Park verteilt sind, bremsen mich immer wieder aus. Der Urwald lichtet sich nun und die letzten Sonnenstrahlen erhellen ein grosses Feld vor mir. Die Strasse führt mitten hindurch und weiter vorne stehen ein paar Pick-Ups und Busse quer. Was von weitem wie ein Unfall aussieht, stellt sich bei näherer Betrachtung als „Wildlife-Watching“ heraus. Irgendwo im hohen Gras versteckt sich eine Elefantenherde, welche demnächst wohl die Strasse überqueren will. Obwohl es immer dunkler wird, möchte ich mir dieses Spektakel bestimmt nicht entgehen lassen. Wann sieht man schon mal wilde Elefanten?
Dann, nur wenige Minuten später steht tatsächlich der erste Elefant nur wenige Meter von mir entfernt auf dem Feld und kurze Zeit später überquert eine ganze Herde die Strasse. Wow, was für ein schöner Abschluss vom heutigen Tag! Voll motiviert lege ich noch die letzten Kilometer zum Campingplatz zurück und suche mir einen Platz für’s Zelt. Dabei fällt mir auf, dass ich das letzte Mal in Rumänien auf einem offiziellen Campingplatz geschlafen habe… das müsste so ungefähr Mitte Juni gewesen sein! Schnell schätze ich auch wieder die Vorteile vom wildcampen, denn abgesehen vom Preis hat man da seine Ruhe. Hier allerdings fühlt es sich eher an wie ein Besuch auf einem Musikfestival. Die Zelte stehen so dicht nebeneinander, dass ich tatsächlich mehrmals in der Nacht aufgrund des lauten Schnarchens des Nachbarn wach geworden bin.
Mehr oder weniger ausgeschlafen verlasse ich am nächsten Morgen den Campingplatz, welcher sich bereits schon merklich geleert hat, und fahre zu einem ersten Wasserfall. Dieser liegt zwar nicht auf dem Weg, allerdings lohnt sich der Abstecher. Inmitten vom Dschungel erhebt sich der dutzende Meter hohe Wasserfall und das Rauschen des Wassers übertönt die vielen Bewohner des Urwalds. Leider darf man nicht schwimmen gehen und somit fällt das Morgenbad im kühlen Wasser leider aus. Der Weg führt nun über steile Rampen zurück auf die Hauptstrasse, wo an der Kreuzung ein kleines Café die müden Radfahrer wieder auffrischt – was ich mir in anderen Ländern sehnlichst gewünscht habe, gibt es hier im Nationalpark tatsächlich. Danach fahre ich auf der Hauptstrasse weiter nach Süden, wobei sich diese aufgrund der steilen Abfahrten und Anstiegen teilweise wie eine Achterbahn anfühlt. Mit jedem Kilometer verliere ich mehr Höhenmeter und somit kommt auch wieder die schwüle heisse Luft aus dem Flachland zurück. Bei einem letzten Stopp im Nationalpark besichtige ich einen weiteren Wasserfall und kurze Zeit später durchfahre ich auch schon das Jurassic Parc Tor auf der Südseite zurück in die Zivilisation. Dinos habe ich leider nicht gesehen, aber hey, wilde Elefanten sind doch auch nicht schlecht 😉
In einem kleinen Dorf finde ich eine günstige Unterkunft und esse anschliessend am Nachtmarkt einen Mix von undefinierbaren thailändischen Gerichten.
Zurück auf dem flachen Highway steigt die Durchschnittsgeschwindigkeit wieder an. Der Gegenwind ist zwar ein bisschen nervig aber dennoch komme ich flott voran. So schnell, dass ich Abends bereits die Grenze nach Kambodscha erreiche. Rüber möchte ich jedoch um diese Uhrzeit nicht mehr, denn die Sonne ist bereits verschwunden und Grenzübergänge in der Dunkelheit sind immer eine etwas heiklere Angelegenheit. Da es hier aber viele günstige Hotels und Restaurants gibt, besteht auch gar kein Grund noch weiterzufahren. So habe ich noch etwas Zeit um Informationen über mein vierzehntes Reiseland – Kambodscha – zu googlen.
Fried Rice zum Frühstück und eine Chilli zum wach werden… was in Indien eine Runde Yoga war, ist hier halt eben etwas scharfes zum Essen. Auf jeden Fall geht es wach und mit einem noch immer brennenden Mund auf die letzten 3 Kilometer bis zur Grenze. Dort werde ich mit dem immer gleichen Chaos begrüsst. Dutzende Menschen mit Handkarren, welche teilweise bis zu 7 Meter hoch beladen sind, bahnen sich ihren Weg vorbei an Koffer schleppenden Touristen, knatternden Mofas, nach Diesel stinkenden Lastwagen und Bussen zur Grenzkontrolle. Dazwischen jede Menge zwielichtige Gestalten welche mit Winken und „Hello my Fräänd“ auf sich aufmerksam machen wollen, nur um anschliessend Geld für eine unnötige Dienstleistung zu verlangen. Wer mit diesen Typen verhandelt ist selber schuld.
Ich navigiere Chocolate durch das Chaos hindurch zum ersten grösseren Gebäude wo der Ausreisestempel in den Pass gedrückt wird. Danach geht es ein paar hundert Meter weiter zum nächsten Gebäude, welches nun bereits zu Kambodscha gehört. Nach Ausfüllen von ein paar Formularen und einer kurzen Wartezeit klebt das Visa im Pass. Die Strasse ändert sich nun von Links- auf Rechtsverkehr und ich ärgere mich darüber dass dadurch auch der Seitenspiegel wieder auf die andere Seite montiert werden muss. Nach ein paar weiteren Formularen gibt es dann auch noch den Stempel von Kambodscha und ab geht es in ein neues Land!
Am ersten Bankautomaten beziehe ich etwas Geld, und mir fällt auf, dass ich noch nicht mal weiss welche Währung Kambodscha hat… okay ich gebe zu dass ich am Vorabend vielleicht doch nicht so viel Infos über das Land rausgesucht habe, und mich dafür mehr mit Youtube-Videos den Abend versüsst habe. Als der Bankautomat dann aber Dollars ausspuckt, bin ich schon etwas sehr überrascht. Mal schauen ob ich damit tatsächlich bezahlen kann.
Knappe 40 Kilometer von der Grenze entfernt finde ich ein kleines Gästehaus und die Bezahlung mit Dollars klappt tatsächlich problemlos. Das Rückgeld erhalte ich in Riels, der eigentlichen Währung von Kambodscha. Die Umrechnung ist auch relativ simpel und unkompliziert – 4000 Riels = 1 Dollar.
Mit diesem Wissen und ein paar Riels in der Tasche stürze ich mich in das nächstbeste Restaurant. Das Essen ist hier im Vergleich zu Thailand etwas günstiger, aber natürlich ist das thailändische Essen fast nicht zu toppen.
Früh am nächsten Morgen schiebe ich Chocolate auf die Strasse und suche erstmal nach einem Frühstück. Gutes Brot zu erhalten ist in vielen Ländern schwierig, aber hier bekommt man beim Strassenhändler ein Baguette, welches locker mit einem original französischem Baguette mithalten kann. Da spürt man mal wieder die französische Kolonisierung!
Auf dem National Highway No. 6 geht es nach Siem Reap, welches durch die Tempelanlage von Ankor weltberühmt ist und auch für mich ein Highlight der Reise darstellt. Ein weiteres Highlight steht heute aber ebenfalls noch an – heute wird die 10‘000 Kilometer Marke geknackt!
Irgendwo im Nirgendwo zwischen Staub und Reisfeldern ist es dann endlich so weit. Die Zahl vom Tacho springt von 9999 auf 10‘000 Kilometer um und natürlich muss dies entsprechend zelebriert werden. Mit etwas Holz und Styropor bastle ich eine Tafel, welche an genau der entsprechenden Stelle platziert wird. Angestossen wird allerdings erst am Abend, wenn auch die letzten Kilometer nach Siem Reap geschafft sind.
[envira-gallery id=»1521″]