Wien ist grün! So grün dass ich es am Anfang gar nicht gemerkt habe dass die Stadtgrenze bereits passiert wurde. Auf der Donauinsel fahre ich gemütlich mitten ins Zentrum von Wien – vorbei an Skater, Familienausflügler, Sonnenhungrigen und FKK’ler. Ja denn auf der Insel gibt es sogar extra Zonen für die Nakedeis.
Lebensgefühl Wien
Um die Stadt auch ausgiebig auskundschaften zu können, verbringe ich hier drei Nächte bei einem ehemaligen Mitarbeiter. Matthias wohnt mitten im Zentrum und der Standort ist daher als Tourist mehr als nur genial. Direkt gegenüber der Wohnung befindet sich das Hundertwasser-Museum. Und so habe ich quasi den ersten Hotspot direkt vor der Nase 🙂
Nach einer herzlichen Begrüssung stossen wir erst mal mit einem Ottakringer auf die kommenden Tagen an, und nach einer kurzen Dusche stürzen wir uns auch gleich ins Getümel der Grossstadt. Wien bietet mit den unzähligen kleinen Bars und Beach Clubs eine extrem hohe Lebensqualität, welche man von Beginn an spürt. Nicht umsonst belegt die Stadt regelmässig den ersten Platz wenn es um die Lebensqualität geht.
Wir gehen zu einer Bar im achten Stockwerk und bestaunen das bunte Treiben von etwas weiter oben. Anschliessend geht es noch zu einem Studenten-Treffpunkt mit zahlreichen Bars und Cafès, wo wir auch noch was kleines essen. Da auch heute wieder 90km auf dem Tacho standen und Matthias am nächsten Morgen früh zur Arbeit muss, gehen wir kurz nach Mitternacht zurück.
Tourist meets Locals
Am nächsten Tag steht dann bei mir das volle Sightseeing auf dem Programm. Nach einem kurzen Abstecher zum Hundertwasser-Haus, laufe ich schnurstracks in die Altstadt (1. Bezirk), und vergnüge mich beim Stephansdom erstmal mit 365 Treppenstufen hoch zum Kirchenturm. Die Aussicht muss sich hier erkämpft werden, und da es einen wunderschönen Sommertag ist, komme ich schlussendlich völlig verschwitzt oben an. Belohnt wird man dafür mit einer Aussicht über die ganze Stadt. Runter geht’s dann ganz schnell, so dass es mir aufgrund der Wendeltreppe schon fast etwas schwindlig wird.
Anschliessend folgten die üblichen Touristenattraktionen und am frühen Nachmittag gings dann zu Matthias, welcher im Hotel Schönbrunn arbeitet – ebenfalls eine Sehenswürdigkeit. Auf einer Tour zeigt er mir das altehrwürdige Hotel bevor wir dann zurück zu ihm nach Hause gehen. Da in der Nachbarschaft noch eine Garteneröffnung stattfindet bei welchem er beim Aufbau mitgeholfen hat, gehen wir noch dort hin. Es ist schon interessant als Tourist das Leben von echten Wienern mitzuerleben. So als Insider und nicht als Tourist. Das Wetter war allerdings nicht ganz in Stimmung und es ergoss sich ein typisches Sommergewitter über uns. Glücklicherweise konnten wir uns in die Wohnung einer Anwohnerin flüchten.
Den Abend liessen wir anschliessend in einem Beach Club bei Bier und Shisha ausklingen.
Stechen, Degustieren, Feiern
Am Montag war es dann erstmal vorbei mit dem Touristenprogramm und ich sattelte wieder mein Fahrrad – allerdings nur, um bis zum Wiener Impfservice zu fahren. Dort musste ich mir nämlich noch die letzte verbliebene Impfung machen lassen, welche in Linz leider nicht durchgeführt werden konnte. In Wien ist alles viel unkomplizierter, allerdings ist die Wartezeit enorm hoch. Nach fast 2.5h warten komme ich in den Behandlungsraum und verlasse diesen bereits ca. 80 Sekunden später geimpft und 90€ leichter wieder. So ein Erlebnis muss erst mal verkraftet werden und daher gehe ich mit Matthias an die Weinmesse welche zurzeit gerade in der Hofburg stattfindet. Wir trinken uns einmal quer durch die österreichische Weinkultur und sehen erst so gegen 19:00 Uhr das Tageslicht wieder.
Da Matthias Geburtstag hat, feiern wir dies mit seinen Freunden in einem japanischen Restaurant in einem Vorort von Wien. Der Inhaber ist ein richtiger Showmaster und kommt alle paar Minuten mit Bambus-Schnaps an unserem Tisch vorbei. Auch seine Sprüche sind teilweise nicht ohne (es kommt relativ oft das Wort «Arschloch» dabei vor). Wir essen uns einmal quer durch die japanische Küche und verlassen somit das Lokal pappsatt und sehr gut angeheitert nach Mitternacht. Die Stimmung war super und ich bin dankbar dass ich dabei sein durfte.
Der nächste Tag beginnt mit einem leichten Kater, von welchem wir uns erstmal bei Burger und Wasser im Beach Club erholen müssen. Da es bereits 14:00 Uhr ist und ich an dem Tag noch die ca. 85km nach Bratislava fahren möchte, packe ich so schnell wie möglich meine Taschen zusammen. Kurz vor 15:00 Uhr verabschiede ich mich von Matthias und fahre aus dem Innenhof raus. Vielen Dank an dieser Stelle für deine super Gastfreundschaft! Ich habe mich selten so wohl gefühlt wie bei dir in Wien!!
Panne und Nachtfahrt in die Slowakei
Mein Rad findet das weiterfahren allerdings nicht toll und so habe ich nach wenigen Metern meinen ersten Defekt. Also ab zum Radmechaniker. Da das Problem am Nabendynamo liegt und praktisch alle Mechaniker in Wien nur Shimano Nabendynamos haben, werde ich vom einen Mech zum anderen geschickt. Nach über 2h suchen finde ich endlich einen Mechaniker welcher das Problem beheben kann. Bei dieser Gelegenheit wird auch gleich noch die Kette nachgespannt und 6 Ersatzspeichen gekauft. Nun habe ich allerdings das Problem, dass es schon kurz nach 18:00 Uhr ist, und ich noch immer in Wien stecke. Zusätzlich verfahre ich mich auch noch im Gewirr von Fahrradrouten.
Als ich endlich den Donauradweg erreiche, ist es schon 19:00 Uhr… ich überlege lange, ob ich den Weg nach Bratislava tatsächlich noch in Angriff nehmen soll, oder ob ich nochmals eine Nacht in Wien bleibe. Allerdings habe ich bereits ein Hostel in Bratislava gebucht und bezahle daher nur ungern die Stornierungsgebühren. Also ab in die Pedalen treten und Kilometer fressen.
Der Radweg nach Bratislava ist flach und gut asphaltiert. So komme ich mit einem guten 24km/h Schnitt voran und befinde mich nach kurzer Zeit bereits in den Donau-Auen – ein riesiger naturbelassener Nationalpark etwas östlich von Wien. Jedes Mal wenn ich anhalte fühle ich mich wie im Dschungel. Keine Verkehrsgeräusche, sondern nur Vögelgezwitscher, Frösche und andere Tiere. Die Strasse führt praktisch alles geradeaus, so dass ich bereits schon sehen kann wo ich in ungefähr 30min sein werde. Aber die Zeit bleibt nicht stehen und es wird immer dunkler. Und ich möchte nicht im stockdunkeln durch die Donau-Auen fahren. Kurz vor 22:00 Uhr erreiche ich Hainburg und somit die letzte grössere Ortschaft vor der Slowakei – nun sind es nur noch 10km bis nach Bratislava! Nachdem ich einen kleinen Hügel erklommen habe, steht die Stadt vor mir. Am Horizont ein grelles Leuchten und Funkeln und der Weg dazwischen ist einfach stockdunkel. Ich fahre weiter auf dem Donauradweg über die Felder und Wiesen und werde dazwischen von einem Bauer der gerade am düngen ist regelrecht verpestet. Meine Beine brennen und wollen nur noch ankommen. Doch der Weg über die flache Ebene bis zur Grenze zieht sich enorm in die Länge. Irgendwann erscheint im Scheinwerferlicht endlich die Grenztafel und ohne Probleme fahre ich in der Dunkelheit in die Slowakei. Nach fast 86km fahre ich über die Brücke mit der weltbekannten Ufo-Aussichtsplattform über die Donau nach Bratislava. Das Hostel ist dank GPS glücklicherweise schnell gefunden und so geht’s endlich unter die Dusche und dann ab ins Bett.
dobrý deň!!
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