wow, wie schnell die letzten Tage wieder vorbeigegangen sind! Seit dem letzten Blogeintrag ist einiges passiert, und so schreibe ich jetzt diesen Blog bereits mitten in Wien! Doch erstmal der Reihe nach.
Die Verabschiedung von der Familie Schmuck fiel mir nicht gerade leicht, aber das Wetter spornte mich glücklicherweise zum radfahren an. So ging es von Oberteisendorf erstmal ein paar Kilometer nach Salzburg. Dort angekommen bin ich aber nicht in die Stadt gefahren, sondern habe diese quasi nur gestreift da ich direkt weiter zum Mondsee bin. Dazwischen hatte es leider noch einen Hügel, mit welchem ich nicht gerechnet hatte. Naja, so war ich wenigstens wieder schnell im gewohnten Veloleben 🙂
Der Mondsee liegt wunderschön eingebettet zwischen Hügel und Felswänden und wäre sicherlich ein schönes Fotomotiv gewesen. Mittlerweile hat es aber angefangen zu regnen, weswegen auf den Fotos die Schönheit des Ortes etwas gelitten hatte. Da ich vor Salzburg teilweise Strecken von über 100km gefahren bin, wollte ich nun etwas kürzer treten und die Gegend mehr geniessen. Dadurch bin ich bereits um 14:00 Uhr und mit knapp 64km auf dem Tacho beim Campingplatz am Mondsee angekommen. Also erst mal die Ortschaft erkunden und Kaffee trinken 🙂 Am Abend sass ich dann noch mit ein paar Locals beim Bier und so konnte ich viel über die örtliche Politik sowie Probleme erfahren – auch mal was anderes.
Der nächste Tag begann wie der letzte aufgehört hat – Regen klopfte praktisch nonstop an das Zelt, welches ich dadurch komplett durchnässt zusammenpacken musste. Etwas was ich immer verhindern wollte, aber es ging einfach nicht anders. So fuhr ich am Ufer des Mondsees alles weiter in Richtung Linz. Der Weg führte dabei durch kleine Tunnels und Wälder und war richtig idyllisch. Weiter ging es am Attersee bis nach Vöcklabruck. Dort wollte ich auf dem örtlichen Campingplatz übernachten, welcher sich allerdings als einen einfachen und betonierten Parkplatz für Wohnwagen und Camper heraustellte. Zudem regnete es den ganzen Tag ununterbrochen. Daher also ab in’s trockene. Nach etwas googeln und Booking-Portale checken, fand ich eine Jugendherberge in Wels. Das wären noch ca. 35km bis dahin. Um sicher zugehen dass sie auch noch freie Plätze haben, habe ich kurz bei denen angerufen. Alles kein Problem und somit losfahren.
Abends um ca. 18:00 Uhr erreichte ich endlich die Jugendherberge – doch das Schild am Eingang setzt mich gleich etwas in Panik. Alles ausgebucht… obwohl ich vorher angerufen habe. Da es sonst nicht’s im Ort gibt was einigermassen günstig ist, entscheide ich mich schweren Herzens fürs wildcampen. So stelle ich ein paar Minuten später mein komplett durchnässtes Zelt irgendwo auf einer Waldlichtung auf. Mit Hilfe des Kochers schaffe ich sogar das Zelt einigermassen zu trocknen, bevor bereits weiterer Regen einsetzt. Obwohl ich mitten in einem Wald bei schlechtem Wetter bin, kommt doch tatsächlich eine Frau mit Kinderwagen vorbei. Wir kommen schnell ins Gespräch und sie bietet mir sofort an bei ihr im trockenen zu übernachten und schreibt ihre Nummer und Mail-Adresse auf. Allgemein ist sie sehr offen gegenüber Reisenden und wir haben ein sehr gutes Gespräch. Da der Schweizer aber zu tief in mir steckt, kann ich ihr Angebot nicht annehmen und bleibe im Wald. Trotzdem war sie der einzigste Lichtblick an diesem verregneten und düsteren Tag.
Vor 6 Uhr am nächsten Morgen packe ich bereits das Zelt zusammen, da es gerade eine Regenpause hat. In Wels warte ich darauf bis der McDonalds öffnet, damit ich endlich ins trockene einen Kaffee trinken gehen kann. Als nächste Stadt steht Linz auf dem Programm und in dieser Stadt habe ich auf Couchsurfing ein Angebot von Ariane, eine Schweizer Studentin, erhalten. Da es nur 30km bis dorthin sind erreiche ich die Stadt bereits vor Mittag. Zum Glück ist Ariane total unkompliziert und übergibt mir den Hausschlüssel kurz bei der Arbeit. So kann ich endlich mal wieder duschen und alles trocknen. Ihr Mitbewohner Phillip ist auch noch zu Hause und erklärt mir noch was wo ist.
So wird die Wohnung erstmal mit allen Sachen zum trocknen vollgestellt und das Zelt wird kurzerhand im Durchgang zum Innenhof aufgestellt. Es bleiben nur noch knappe 20cm um daran vorbeizukommen, jedoch stört sich glücklicherweise niemand daran. Am Abend gehen wir dann noch zu einem Schiff auf der Donau etwas trinken. Das Personal macht diverse Spiele mit den Gästen und es ist eine super Stimmung. Nach den verregneten Tagen tut das soooo gut 🙂
Das Wetter bessert sich und so entscheide ich mich bereits am kommenden Tag loszufahren. Jedoch muss ich vorher noch zwei Impfungen machen lassen, da diese in der Schweiz zeitlich nicht mehr machtbar waren. Schlussendlich kann ich allerdings doch nur die eine Impfung machen, da der andere Impfstoff nicht vorhanden ist…. muss dann also in Wien geschehen.
Ich schwinge mich wieder auf’s Rad und fahre der Donau entlang in Richtung Wien. Das Gefühl an der Donau zu sein ist unbeschreiblich! Das ist DER Highway für alle Fernradler und genau so fühlt es sich an – absolute Freiheit, den besten Radweg seit Beginn der Reise unter den Rädern und Rückenwind. Nach wenigen Kilometern treffe ich bereits auf den ersten Radreisenden und wir fahren die nächsten 20 Kilometer zusammen. Der Radreisende stellt sich als Jan vor und kommt aus Prag. Er fährt bis zur adriatischen Küste und trifft dann dort wieder seine Familie. Seine Ausrüstung inkl. Rad ist bestimmt schon über 20 Jahre alt und hat schon die eine oder andere Radreise gesehen. Aus Budgetgründen zeltet Jan jede Nacht wild, und auch sonst ist er mehr als nur sparsam unterwegs – weniger als 6€ pro Tag!
Unsere Wege trennen sich dann später, da er noch etwas Sightseeing machen möchte ich jedoch lieber weiter zum Campingplatz fahre. Dort angekommen beziehe ich eine kleine Holzhütte mit zwei Betten und Fernseher. Was für ein Luxus!
Das Wetter ist übrigens fabelhaft! Sonne mit wenigen Wolken, 27 Grad und immer Rückenwind. Die Kilometer verfliegen nur so und jeden Tag mache ich nach so ca. 35Kilometer eine Frühstückspause. Wenn ich so daran denke, dass früher eine normale Runde mit dem Bike ungefähr so lange war, und ich jetzt dies quasi zum aufwärmen fahre, ist es schon ziemlich heftig.
An der Donau trifft man viele Menschen und ständig komme ich Dank der Schweizer Fahne am Fahrrad in den Kontakt mit Locals. Ich geniesse die Zeit, und bereits zwei Tage nach Linz fahre ich über die Donauinsel in Wien rein. Hier bleibe ich drei Tage bei Matthias, einem alten Arbeitskollege aus den Zeiten als ich noch in Savognin gearbeitet habe. Er hat mich auf Facebook angeschrieben, nachdem er gesehen hat dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Die Gastfreundschaft ist absolut unglaublich und die Stadt sowieso auch! Daher werde ich über den Aufenthalt in Wien einen separaten Beitrag schreiben.
Heute geht es dann übrigens weiter nach Bratislava!
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